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Dorfner

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Dorfner Engelbrecht © Thomas Tjiang

Peter Engelbrecht, Gesamtgeschäftsführer der Dorfner-Gruppe.

Die Digitalisierung verändert auch die Branche der Gebäudedienstleister, wie bei der Nürnberger Dorfner-Gruppe zu sehen ist.

Die Nürnberger Dorfner GmbH & Co. KG blickt zum 75-jährigen Bestehen nicht zurück, sondern in die Zukunft. Sie ist heute in vier Sparten tätig: in der Gebäudereinigung, die für den Löwenanteil des Geschäfts sorgt, sowie in Gebäude-Management, Catering und Service-Management. Für Gesamtgeschäftsführer Peter Engelbrecht lautet daher die Devise: "Keine Selbstverwaltung, sondern schneller, höher und weiter agieren." Denn an Herausforderungen mangele es nicht. So hatte die Corona-Pandemie das Geschäft des Gebäude- und Facility-Dienstleisters kräftig durcheinandergewirbelt. Der Fachkräftemangel war und ist ein Dauerbrenner, der Klimawandel macht kleine und große Maßnahmen notwendig. Hinzu kommen die flaue Konjunktur und wirtschaftliche Auswirkungen von geopolitischen Verwerfungen, beispielsweise durch die russische Invasion in der Ukraine.

Das Familienunternehmen hat unter der Regie von Engelbrecht und seinen drei Geschäftsführerkollegen Harald Griebel, Holger Lösch und Sinan Akdeniz einen Masterplan für die nächsten zehn Jahre erarbeitet: "Es hilft, in volatilen Zeiten einen Plan zu haben", sagt Engelbrecht. Das Mammutwerk definiert die wichtigsten Handlungsfelder Digitalisierung, Organisation, Nachhaltigkeit und Personal. Für die konkrete Umsetzung gibt es detaillierte kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Sie sind je nach Zeitplan und Status mit einem Ampelsystem hinterlegt. So sieht er auf einen Blick, was bereits grün gekennzeichnet ist oder wo es mit dem Status gelb noch Handlungsbedarf gibt. "Entscheidend ist, dass die einzelnen Projekte mess- und damit für alle sichtbar sind", erklärt der Dorfner-Chef.

In diesen Bereich gehört zum Beispiel die automatisierte Gebäudereinigung am Flughafen München. Dort übernimmt nach umfangreichen Praxistests der Kollege Roboter den Putzdienst. "Wir haben für die Nachtschicht keine Mitarbeiter gefunden", so Engelbrecht, der seit 1998 bei Dorfner ist. Gleichzeitig sei durch die Entwicklungsdynamik bei den Herstellern die Roboterleistung immer besser geworden. Mittlerweile reinigt die Maschine Nacht für Nacht rund 20 000 Quadratmeter – etwa 2 500 Quadratmeter pro Stunde ohne gesetzliche Pause oder Urlaubsanspruch. "Allerdings werden Roboter oder Künstliche Intelligenz aus meiner Sicht keine Menschen verdrängen und Arbeitsplätze vernichten", sagt der Firmenchef mit Blick auf fehlende Fachkräfte. Dennoch gilt dieser Einsatz als Meilenstein für die Innovationsstrategie. Zudem reinigen die Roboter komplett ohne chemische Zusätze und leisten damit einen Beitrag zum nachhaltigen Saubermachen.

Weiterbildung mit Online-Campus

Digitale Innovationen kommen auch im Personalbereich zum Einsatz. Unter dem Dach des firmeneigenen "Hans Dorfner Onlinecampus" findet sich für gewerbliche Mitarbeiter eine Lernplattform, die Arbeitsprozesse verständlich erklären, Sicherheit im Alltag schaffen und den Einstieg neuer Beschäftigter erleichtern soll. Für eine präzise Reinraumreinigung schult das Unternehmen beispielsweise mit VR-Brille, damit am Ende messbar weniger als 30 Partikel pro Quadratmeter übrigbleiben. Andere Lerninhalte, die sich leicht über ein Handy abrufen lassen, sind bereits in acht Sprachen verfügbar. Engelbrecht ist sich sicher, dass es in Kürze dank Künstlicher Intelligenz (KI) 200 Sprachen im digitalen Campus geben wird. Derzeit entsteht mit KI eine Wissensdatenbank für interne Prozesse, bei der ein digitaler Bot das angefragte Know-how liefert und in Zukunft rechtliche Fragen beantwortet. Mit solchen neuen Technologien sollen der Arbeitsalltag und das Lernen für die Beschäftigten leichter werden. Die Kunden profitierten davon in Form von besserer Qualität, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit, so Engelbrecht. "Die KI ist ein Gamechanger".

Das gilt bei der Dorfner-Gruppe auch für die Sparte Facility-Management. Es gebe viele Möglichkeiten, durch den Einsatz von KI etwa das energetische Einsparpotenzial beim Heizen oder Kühlen von Bürokomplexen besser auszuschöpfen. "Es wird immer noch viel Energie verpulvert", weiß Engelbrecht, seit 2013 Gesamtgeschäftsführer, mit Blick auf Wochenenden oder leere Büros aufgrund von Homeoffice. Da ließe sich etwa durch die digitale Einbindung von Wetterdaten in die Steuerungstechnik viel gewinnen.

Das während der Corona-Pandemie kräftig eingebrochene Catering-Segment ist auf Erholungskurs. Hier passt sich Dorfner an das wachsende Gesundheitsbedürfnis an und hat sich mit einem Bio-Zertifikat für die biologische Verpflegung einer Kindertagesstätte die entsprechende Kompetenz bestätigen lassen. Bereits seit letztem Jahr bietet das Catering eine sogenannte "klimaleicht"-Menülinie an, bei der die Gerichte mindestens 60 Prozent pflanzliche Anteile haben. Aber die Kunden entscheiden für ihre Standorte selbst, wie hoch der Anteil fleischhaltiger, vegetarischer oder veganer Gerichte ist. Mit weiteren Konzepten will Dorfner seine Stärke bei großen Kunden und im Wachstumssegment "Essen auf Rädern" ausbauen.

Im Personalbereich mit zuletzt über 10 700 Beschäftigten gilt für den Gesamtgeschäftsführer die Devise "Halten und Gewinnen". Für eigene Mitarbeiter in Not, aber generell auch für alle anderen hilfebedürftigen Menschen, kann die Sinan-Akdeniz-Stiftung einspringen. Stiftungs-Namensgeber und Schirmherr ist Mitgeschäftsführer Akdeniz, der für den Anspruch steht, den Schwachen zur Seite zu stehen, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. Auch in kleinen Dingen, etwa der Wohnungssuche, greift das Unternehmen seinen Beschäftigten unter die Arme.

Flexiblere Arbeitsmodelle

Daneben sind die Arbeitsmodelle deutlich flexibilisiert, damit z. B. Eltern ihre Kinder von der Kita abholen können. So werden beispielsweise zwei Vollzeitstellen durch acht individuelle Teilzeitregelungen besetzt. "Das bleibt eine Herausforderung auch für die Zukunft", meint Engelbrecht. Offen ist das Familienunternehmen auch für Geflüchtete, der Dorfner-Chef erwarte allerdings Sprachkenntnisse. Vereinzelt sei es in der Praxis vorgekommen, dass zugunsten von Leistungen wie Bürgergeld und Kindergeld eine Stelle nicht angetreten wurde oder Beschäftigte deswegen kündigten. Erstmals hat Dorfner in diesem Frühjahr auf Basis des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes zwei Nachwuchskräfte aus Marokko als Azubis rekrutiert. Mit diesem neuen Weg will sich das Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenstemmen.

Für die Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb hat Dorfner bereits im letzten Jahr eine große Photovoltaikanlage-Anlage installiert, die in diesem Jahr weiter ausgebaut wird. Mit Blick auf die CO2-Bilanz wird schrittweise die eigene Autoflotte umgestellt. Von den über 800 Fahrzeugen sind bereits über 120 als E-Autos unterwegs. Selbst das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz macht sich bemerkbar, wenn es darum geht, Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit gegenüber Kunden zu erfüllen: Neben der Erfassung des gesamten Energiebedarfs betrifft das die chemische Zusammensetzung von Reinigungsmitteln oder den CO2-Fußabdruck von Arbeitskleidung. Der Masterplan enthält auch hier viele kleine Aufgaben.

Die Geschichte des Familienunternehmens mit zuletzt über 300 Mio. Euro Umsatz begann 1949 im zerstörten Nachkriegs-Nürnberg, als der Gebäudereinigermeister Hans Dorfner seinen Betrieb gegründete. Er verbreiterte mit wachsendem Erfolg sein Spektrum und nahm einen Fußbodenschleifbetrieb und die Baureinigung als Dienstleistungen mit auf. 1969 startete im oberfränkischen Selb die erste Niederlassung, es folgten unter anderem Würzburg und Deggendorf. Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung war der Einstieg in die anspruchsvolle Krankenhausreinigung. Mit dem Tod des Gründers 1977 im Alter von nur 64 Jahren musste Schwiegersohn Karl Heinz Rohrwild die alleinige Führung übernehmen. Weitere wichtige Etappen waren der Fall des Eisernen Vorhangs, wodurch sich Chancen in den neuen Bundesländern ergaben, sowie der Einstieg in Österreich 1996 und in Tschechien zehn Jahre später. Weitere Expansionen im Ausland stehen absehbar nicht an, Engelbrecht sieht auch so noch ausreichend Wachstumspotenzial. 2022 übertrugen die Familiengesellschafter ihre Anteile auf die Karl-Heinz-Rohrwild-Stiftung, um das unabhängige Fortbestehen der Dorfner-Gruppe
zu sichern.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2024, Seite 72

 
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