Telefon: +49 911 1335-1335

Adorsys

Bankdaten quer über alle Datenbanken

Adorsys © Thomas Tjiang

Adorsys-Geschäftsführer Dr. Andrew J. Zeller.

Das Nürnberger Unternehmen ist mit seinen Software-Produkten auf IT-Umgebungen in der Finanzbranche spezialisiert.

Das Nürnberger Software-Haus Adorsys GmbH & Co. KG gehört zu den relativ unbekannten Unternehmen, mit deren Produkten man allerdings regelmäßig in Kontakt kommt. Der IT-Dienstleister berät und programmiert insbesondere in den stark regulierten Umgebungen von Banken und Versicherungen. Adorsys helfe den Kunden aus der Finanzbranche, digitale Strategien zu entwickeln und umzusetzen, erklärt Dr. Andrew J. Zeller, der gemeinsam mit Thilo Rottach die Geschäfte führt. "Wir haben uns früh die entsprechende Fachkompetenz erworben und verfügen über führende technische Konzepte."

Drei Viertel der Kunden des Unternehmens, das 2006 in Nürnberg gegründet wurde, sind Banken, Versicherungen und Steuerberater aus dem In- und Ausland. Dabei geht es z. B. um die komplexen Vorschriften in der Finanzbranche, die auch in den IT-Systemen der Finanzunternehmen eingehalten werden müssen. Zudem stellt das sogenannte "Open Banking", das "offene Bankwesen", hohe Anforderungen an die IT. Mit Zustimmung eines Kunden können etwa Online-Zahlungsdienste über Unternehmensgrenzen hinweg auf personenbezogene Daten, Kontostände oder Produktdaten bei der kontoführenden Hausbank zugreifen. Dafür mussten bis vor wenigen Jahren – verkürzt gesagt – technische Schnittstellen in den IT-Systemen von Banken geschaffen werden, die einen autorisierten und sicheren Zugriff ermöglichen. Ähnlich verhält es sich mit dem gesetzlich regulierten "Open Finance" als erweitertes "Open Banking": Damit ist über den Zahlungsverkehr hinaus der Austausch von Daten wie Depot- oder Versicherungsdaten möglich. Auch das passiert nicht mehr analog, sondern über technische Zugangsschnittstellen im digitalen Raum.

IT für hochregulierte Finanzmärkte

"Wir kennen die Prozesse und IT-Architekturen und bauen gleich die Sicherheitskomponenten mit", so Zeller, der überwiegend aus dem irischen Dublin die Geschäfte lenkt. Man programmiere modular mit einer eigenen Open-Source-Software, bei der die Komponenten jedes Mal ein bisschen besser werden. Gründer Francis Pouatcha, der mittlerweile den Standort im US-amerikanischen Georgia lenkt, war selbst wie weitere Adorsys-Spezialisten beim Nürnberger Ratenkreditinstitut Teambank AG tätig. "Wir können in den hochregulierten Finanzmärkten mit den Anforderungen an die IT-Struktur und die Datensicherheit umgehen", sagt Zeller. Gerade das Thema Datensicherheit habe dem Geschäft letztes Jahr eine massive Nachfrage beschert: Adorsys realisiere ein starkes Sicherheitsdesign in jedem Bestandteil eines IT-Systems. Es funktioniere wie eine Schiffsschleuse, veranschaulicht Zeller sein Data-Safe-Konzept: Sollte es einem Hacker gelingen, von außen einzudringen, werde die betroffene Schleuse einfach zugemacht, der Rest der Software funktioniere weiter.

Die Projekt-Teams von Adorsys beschäftigen sich auch mit der Modernisierung und Revitalisierung existierender IT-Landschaften. Das ist etwa dann fällig, wenn sich bestehende Software-Systeme nicht mehr weiterentwickeln lassen. Auch hier sind sogenannte Programmierschnittstellen (API, Application Programming Interfaces) wichtig, um bei der digitalen Transformation beispielsweise alle digitalen Ressourcen über eine Plattform kontrollieren und analysieren zu können. So lassen sich intern alle Schritte beim Vertrieb von Finanzprodukten inklusive Kundenverwaltung abbilden. Extern bildet eine API-Management-Plattform das Rückgrat für den E-Commerce mit Verbrauchern, also wenn sich Kunden online einen Ratenkredit besorgen oder per Smartphone ihren Finanzrahmen erhöhen wollen.

Flankiert werden solche Projekte bei den Kunden mit unterstützender Beratung von der Ideengenerierung bis zur Markteinführung. Dazu kann auch die Entwicklung von Produkt- und Geschäftsideen mit "Design Thinking" gehören, also mit einem Denkansatz, der helfen soll, Probleme zu lösen und Ideen zu erarbeiten. Auf Wunsch programmiert Adorsys auch digitale Geschäftsmodelle oder erstellt Prototypen von Web-Anwendungen und Smartphone-Apps. Das Leistungsspektrum reicht bis zur Konzeption von digitalen Benutzeroberflächen aus Nutzersicht, damit Erwartungen erfüllt und ein Benutzererlebnis geschaffen werden. Auf diese Weise könnten etablierte Kunden oder Fintechs mit der "agilen Adorsys" in der sich schnell entwickelnden Finanzbranche die Nase vorn haben. Zeller zeigt sich entsprechend selbstbewusst: "Wir haben die ganze Bandbreite an Lösungen vom Mittelständler bis zum multinationalen Unternehmen, egal ob es um besseren Kundenkomfort, über Internet-of-Things und durchgängige Security-Konzepte geht."

Dazu gehört für ihn, die anfallenden Daten auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) flexibel auszuwerten, ohne die Ansprüche von Compliance und Datenschutz zu verletzen. Das bedeutet in der Regel auch, dass die Daten zunehmend in die Cloud verlagert werden, um entsprechende Technologien zu nutzen. Eine KI müsse immer in der Lage sein, die die schiere Menge an Daten zu verwalten. Finden sich alle Prozesse in Daten wieder, könne auch eine Auswertung im Sinne einer "vorausschauenden KI" (Predictive Analytics) stattfinden. Sie kann dem Kundenservice eines Finanzdienstleisters prognostizieren, wie viele Anfragen nach einer Kundenaktion zu erwarten sind. So könnten Unternehmen für die darauffolgenden Tage die Zahl der Mitarbeiter besser planen.

Arbeiten rund um den Globus

Zum Jahreswechsel arbeiteten bei Adorsys 160 Beschäftigte, 44 mehr als im Vorjahr. Davon sind 20 im zentralafrikanischen Kamerun und zehn in Dublin tätig. Qualifizierte Mitarbeiter sind für Zeller ein Nadelöhr beim weiteren Wachstum. Der Weg ins Ausland ist für ihn deutlich vielversprechender, als langwierig Spezialisten insbesondere aus Nicht-EU-Staaten zu rekrutieren. Zur Jahresmitte ist zudem ein Standort in Rumänien geplant. Organisatorisch arbeiten die Beschäftigten in einzelnen Einheiten, die sich selbst organisieren. Dauerhafte räumliche Nähe ist für die Arbeit nicht unbedingt erforderlich, Zeller selbst fliegt etwa einmal im Monat nach Deutschland. Allerdings gibt es seit letztem Jahr eine Zweigniederlassung in der Bankenmetropole Frankfurt, um dichter an den Kunden zu sein.

2017 beteiligte sich die Nürnberger Teambank an Adorsys, die Bank gilt als Referenz bei der Umsetzung der EU-Richtlinie PSD2 zur Regulierung von Zahlungsdiensten und Zahlungsdienstleistern ("Open Banking"). Zwei Jahre später investierte auch die Nürnberger Datev eG in das Software-Unternehmen, um sich nach gemeinsamen Entwicklungsprojekten im Bereich der Plattform- und App-Entwicklung einen Zugang zu deren Spezial- und Erfahrungswissen zu sichern. Im letzten Jahr kaufte sich die Meine Volksbank Raiffeisenbank eG aus Rosenheim bei Adorsys ein. Im Geschäftsjahr 2022/2023 (Ende Januar) lag der Umsatz bei 16,9 Mio. Euro, 2023/2024 waren es rund 19 Mio. Euro. "Wir haben uns von der Corona-Delle deutlich erholt", freut sich Zeller, denn man sei kein Billiganbieter. Im europäischen Markt sieht er für den gesamten Prozess der digitalen Transformation noch großes Potenzial.

Autor/in: 

(tt.)

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2024, Seite 80

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick