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Digitale Planung Bayern“ ist der Titel einer Initiative, mit der der Freistaat bei Bauleitplanungen und Genehmigungsverfahren Tempo machen will. Insbesondere das digitale Werkzeug „XPlanung“ soll die Planungen der Kommunen deutlich beschleunigen und die Zusammenarbeit aller Beteiligten (Behörden, Planungsbüros, Immobilienwirtschaft, Nachbargemeinden usw.) effizienter gestalten. Die Digitalisierung verspricht, die komplexen Verfahren transparenter zu machen, sodass der aktuelle Planungsstand immer aktuell eingesehen werden kann. Davon profitieren auch Bürger und Unternehmen sowie die sogenannten Träger öffentlicher Belange, die Stellungnahmen bei der Bauleitplanung abgeben (u. a. die Industrie- und Handelskammern). Deshalb sollen sich durch die „Digitale Planung Bayern“ (www.digitale.planung.bayern.de) auch die Bürgerbeteiligung und die Information der interessierten Öffentlichkeit verbessern.

Eine zentrale Rolle bei der digitalen Planung spielen Geo-Daten – also Daten, die sich auf einen bestimmten Raum beziehen (z. B. Bevölkerungsstruktur, Flächennutzung, Bebauung, Daten zu Funktionen wie Wohnen, Verkehr, Arbeiten, Freizeit, Handel usw.). Mit dem standardisierten Format „XPlanung“ gibt es eine einheitliche Sprache, sodass die Planungsvorhaben der kommunalen Verwaltung nach den gesetzlichen Vorgaben strukturiert abgebildet werden können. Mit dem einheitlichen Dateiformat „XPlanGML“ wird es möglich, Daten unabhängig von der jeweiligen Software verlustfrei auszutauschen.

Transparente Aufbereitung von Geo-Daten

„XPlanung“ ist also ein ganzheitlicher Kommunikations- und Planungsstandard, der ein tieferes Verständnis für die Raumordnung vermittelt und eine Grundlage bietet für eine in sich geschlossene und nachvollziehbare Planung. Auch für private und unternehmerische Projekte, bei denen man auf Geodaten und auf ein Verständnis der räumlichen Gegebenheiten angewiesen ist, bietet „XPlanung“ einen einfachen Zugang. Fachplanungen, statistische und umweltbezogene Daten, Verkehrserhebungen und Flächenkataster können neben übergeordneten Planungen dargestellt werden. All dies steht für Beteiligungsverfahren und informelle Planungen zur Verfügung. Zusätzlich wurden digitale Zwillinge der Bestandsbebauung bayernweit erfasst. Diese dreidimensionalen Modelle bieten einen guten Überblick über die bestehenden Gebäude und über Möglichkeiten, wie man Flächen effizienter nutzen und Bebauungen verdichten kann.

Wenn jetzt Flächennutzungspläne aufgestellt werden, werden Darstellungen im Format „XPlanung“ erstellt – teilweise auf der Basis von schon bestehenden analogen und digitalen Plänen. Bei der Neuaufstellung werden gleich von Beginn an digitale Daten erhoben und in datenbasierte Planungen umgesetzt. Analoge Datenbestände werden schrittweise digitalisiert und bestehende digitale Datenbestände in das aktuelle Format „XPlanung“ umgewandelt.

Besseres Zusammenspiel aller Beteiligten

Die kommunale Entwicklung und die Bauleitplanung sind sehr komplex, sodass es von großer Bedeutung ist, fach- und raumbezogene Daten stets aktuell greifbar zu haben. „XPlanung“ hat zudem den Vorteil, dass es einen verlustfreien Informationsfluss gibt und dass Reibungsverluste in der Kommunikation zwischen Fachstellen, Verwaltung und Öffentlichkeit verringert werden. Die Anforderungen an die Planungen steigen stetig, weil die Kommunen beispielsweise Herausforderungen wie Klimaanpassung, effiziente Flächennutzung und Reduzierung von Leerständen berücksichtigen müssen. Wenn die Daten digital vorliegen und sie transparent und grafisch aufbereitet sind, erleichtert dies den Überblick und die Organisation der Planungsprozesse. Von der transparenten Darstellung profitieren auch die Unternehmen, denn sie können dadurch die räumliche Verteilung von Funktionen (Wohnen, Arbeiten, Handel, Dienstleistungen, Verkehr, Freizeit usw.) im Raum besser verstehen. Wenn die Fülle an verfügbaren Daten öffentlich im Format „XPlanung“ verfügbar ist, haben die Beteiligten ein wichtiges Nachschlagewerk zur Hand und eine zentrale Inspirations- und Wissensquelle während des gesamten Planungsprozesses. Mit „XPlanung“ wird es also leichter, bei komplexen Planungsprojekten systematisch und vorausschauend vorzugehen, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu schaffen.

Der Freistaat Bayern baut gerade die nötige Software- und IT-Infrastruktur auf und dokumentiert die entsprechenden Prozesse. Damit wird der Wissenstransfer in den Verwaltungen sichergestellt und die Grundlage gelegt, um Geoinformationssysteme (GIS) auszubauen und flächendeckend zu etablieren. Die entsprechenden Mustervorgaben, um Bauleitpläne gemäß dem Format „XPlanung“ zu erstellen, wurden am 6. Februar 2023 veröffentlicht. Im ersten Quartal 2024 ist ein umfassender Leitfaden zur „XPlanung“ inklusive Begleitmedien erschienen (Download: https://xleitstelle.de/leitstelle). Gleichzeitig qualifiziert der Freistaat gemeinsam mit der Bayerischen Verwaltungsschule die Verwaltungsmitarbeiter mit dem Schulungsprogramm „Digitale Planung Bayern – Potenziale nutzbar machen“. Und bei der „Leitstelle Digitale Planung Bayern“ wurde eine Beratungsstelle eingerichtet, die bei der Arbeit mit „XPlanung“ unterstützt.

Es scheint also voranzugehen mit der Digitalisierung der kommunalen Planung. In der Tat ist „XPlanung“ eine leistungsstarke Methode, um die Raumordnung und die Bauleitplanung zu optimieren. Die Vorteile des digitalen Verfahrens liegen auf der Hand: ganzheitliche Vorgehensweise, bessere Entscheidungsgrundlagen, mehr Flexibilität, verständliche Darstellung und verbesserte Bürgerbeteiligung. Dadurch, dass die raumbezogenen Daten verlustfrei und ohne Medienbrüche ausgetauscht werden, lassen sie sich von mehreren Akteuren nutzen, sodass ein gemeinsames Verständnis der räumlichen Zusammenhänge entsteht und die Verfahren für alle transparenter werden. Zusätzlich werden Auswertungen vereinfacht und effizienter. Kurzum: Es gibt viel weniger Reibungsverluste, Zeit und Kosten werden eingespart. Und zwar nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Zusammenarbeit mit anderen Entscheidungsträgern. All dies lässt darauf hoffen, dass sich die Planungen durch „XPlanung“ stark beschleunigen und dass sie transparenter werden.

Autor: Dr. Manuel Mühlbauer ist Inhaber des gleichnamigen Architekturbüros in Cadolzburg, das Wohn- und Gewerbebauten plant (www.mm-architekt.com). Mit dem Start-up Earlybuild GmbH, das vor einem Jahr gegründet wurde und seit Kurzem im Nürnberger Gründerzentrum NKubator ansässig ist, entwickelt er digitale Prozesse für die Immobilienwirtschaft (https://earlybuild.ai).

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