In Zeiten der Krise und zu erwartenden Rezession sollten Unternehmen nicht nur alle Prozesse und Abläufe fest im Blick haben, um sicherzustellen, dass das Unternehmen in Krisenzeiten sicher aufgestellt ist. Speziell Projekte müssen genau betrachtet werden, um hier Projektkrisen zu vermeiden.
Was sind typische Projektkrisen?
Viele Selbstständige und kleine Unternehmen arbeiten von Projekt zu Projekt oder bearbeiten nur wenige Projekte gleichzeitig. Eine Projektkrise kann das ganze Unternehmen gefährden. Behalten Sie daher jedes Projekt im Blick. Die folgenden Schwierigkeiten sind als echte Krisen zu behandeln:
- deutliche Budgetüberschreitung
- verpasste Meilensteintermine
- Verlängerung der Projektlaufzeit, evtl. sogar mehrfach
- Arbeiten längerfristig nur „beinahe fertig“
- nachträglicher und ständiger Zuwachs an Vorgängen
- hohe Fluktuation im Team
- schlechte Motivation/Stimmung im Team
- Kundenbeschwerden
- Schuldzuweisungen an den Kunden
- Nichterreichen von Fertigungsgraden
Frühindikatoren für Projektkrisen
Es gibt zum Glück zahlreiche Frühindikatoren, die bereits während der Planung und Initiierung eines Projektes zeigen, dass in Zukunft Krisen zu behandeln sein werden. Gehen Sie niemals über diese Punkte hinweg, weil Sie Bedenken haben, diese im Team zu formulieren, oder Angst haben, einen potenziellen Auftraggeber zu verscheuchen. Denn eine gute Planung verhindert, dass Sie später vorhersehbare Probleme bewältigen müssen und den Projekterfolg riskieren.
Schon in der Planung mögliche Krisen behandeln
Berücksichtigen Sie bei der Projektplanung Folgendes, um Schwierigkeiten zu vermeiden:
- Anforderungsmanagement: Vernachlässigen Sie nicht einzelne Arbeitsschritte oder Arbeitsumfänge, um den Auftraggeber zu überzeugen.
- Versprechen: Der Druck, ein Projekt für das eigene Unternehmen zu gewinnen, mag noch so hoch sein – machen Sie niemals Zusagen, die Sie nicht halten können. Fachwissen: Übernehmen Sie nur Projekte, für die Sie das nötige Fachwissen besitzen.
- Personelle Ressourcen: Binden Sie sich nie an Projekte, für die die fachlichen oder zahlenmäßigen Personalressourcen nicht vorhanden sind.
- Auftragsklärung: Nehmen Sie sich Zeit, um die Komplexität eines möglichen Auftrags genau zu ermitteln. Führen Sie zusätzlich eine Stakeholderanalyse durch.
- Zielsetzung: Unklare Ziele führen jedes Projekt in die Krise.
Frühe Krisen behandeln: der Auftraggeber
Nicht nur Ihr Unternehmen trägt zum Gelingen eines Projektes bei. Auch der Auftraggeber hat einen großen Einfluss auf den Erfolg, er ist ebenso in der Verantwortung.
- Zeit: Manche Entscheidungen über den weiteren Projektverlauf oder darüber, wie Krisen zu behandeln sind, können nur gemeinsam mit dem Auftraggeber getroffen werden. Arbeiten Sie möglichst mit Partnern zusammen, die sich Zeit für Sie nehmen und immer zeitnah ansprechbar sind.
- Struktur: Im ersten Moment klingt es toll, wenn der Auftraggeber das Projekt komplett Ihnen überlässt. Doch tatsächlich ist das als Krise zu behandeln, denn Streit ist vorprogrammiert. Geben Sie jedem Projekt gemeinsam mit dem Geschäftspartner eine Struktur und legen Sie Zeitrahmen und Meilensteine fest.
- Ergebnisorientierung: Gerade, wenn es um politische Fragen oder die Erfüllung von Auflagen geht, neigen manche Unternehmen dazu, sich ausschließlich auf die Rahmenbedingungen zu konzentrieren und kein konkretes Ziel zu definieren. Dieser Umstand ist als Krise zu behandeln und vor Projektbeginn aus der Welt zu schaffen.
- Personifizierte Schuldzuweisungen: Jedes Projekt kann in Schwierigkeiten geraten. Ist der Auftraggeber mehr daran interessiert, einen Schuldigen zu finden, als vornehmlich die Krise zu behandeln, müssen Sie eingreifen.
- Schönfärberei: Sie wissen, Ihre Ergebnisse sind nicht optimal, aber der Auftraggeber lobt diese und redet sie schön? Dann haben Sie ein Problem und müssen handeln, sonst war das der letzte Auftrag von diesem Partner.
Kommunikation und Team im Fokus behalten
Jedes Team arbeitet anders, aber bestimmte Anzeichen sind unbedingt als Krise zu behandeln. Denn sie zeigen, dass etwas grundlegend aus dem Ruder läuft. Dazu gehören:
- steigende Unpünktlichkeit
- mangelnde Kooperation und Unterstützung untereinander
- hohe Fluktuation
- Konzentration auf andere, nicht-projektbezogene Aufgaben
- Intransparenz
- wenig aussagekräftige Berichte
- verstärkte Fokussierung auf Formalien
Mit einer umfassenden Planung und einer guten Begleitung lassen sich viele Krisen in der Projektarbeit komplett vermeiden oder frühzeitig lösen.