Das 12-Punkte-Programm Verkehr beschreibt die wichtigsten Infrastrukturprojekte für Straße, Schiene, Wasser und Luft für ganz Franken. In diesem Forderungskatalog stellen die beteiligten acht Wirtschaftskammern Lösungen für eine leistungsfähige Infrastruktur vor. Beteiligt sind die IHKs in Aschaffenburg, Bayreuth, Coburg, Nürnberg und Würzburg sowie die drei Handwerkskammern für Ober- und Unter- und Mittelfranken. Alle Wirtschaftskammern haben das Programm in ihren Vollversammlungen verabschiedet.
Die Auswahlkriterien der Projekte sind überregionale Ausstrahlung, Korridorfunktion für transeuropäische Netze, internationaler Charakter und Berücksichtigung eines Mix der Transportwege. Hinzukommt die Forderung nach einem intelligent ausgebauten regionalen Nahverkehr, der mit den erfolgreichen S-Bahn-Projekten in der Region Nürnberg schon gute Schule macht.
Die Forderungen orientieren sich größtenteils an den in den Jahren 2006 entstandenen und 2011 fortgeschriebenen 12-Punkte Programm der IHKs in der Metropolregion. Der räumliche Umgriff konzentriert sich aufgrund der neuen Mitstreiter auf die Region Franken. Die IHK Regensburg ist nicht mehr Teil der Kooperation.
Die fränkische Wirtschaftskammern sehen sich in der Verantwortung Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit über die dringenden Themen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur zu informieren und für kluge und zukunftsweisende Lösungen konsequent und kontinuierlich zu werben.
Eine pointierte Broschüre mit Karten, Grafiken und den detaillierten Forderungen wurde anlässlich der 1. Fränkischen Verkehrskonferenz am 25. Juli 2018 in Nürnberg vorgestellt und im Beisein der Bayerischen Verkehrsministerin Ilse Aigner und dem Parlamentarischen Staatssekretär Steffen Bilger mit Vertretern aus Politik und Verwaltung diskutiert. Die gedruckte Broschüre können Sie bei unserem KundenService bestellen.
Ausbau der Bundesautobahn A3 in drei Streckenabschnitten im Bereich Frankfurt - Aschaffenburg - Würzburg - Nürnberg - Passau als Bestandteil des TEN-Korridors Rhein - Donau
Das Verkehrsaufkommen und der Schwerverkehrsanteil auf der A6 sind überdurchschnittlich hoch
Täglich sind auf der A6 bis zu 80 000 Fahrzeuge unterwegs
Jedes vierte Fahrzeug auf dieser Strecke ist ein Lkw
An jedem dritten Unfall ist ein Lkw beteiligt mit schweren Folgen: Schwerverletzte, kilometerlange Staus, aufwändige Bergungen, Teil- und Vollsperrungen
Die Unfallrate ist von 2016 auf 2017 zwischen Landesgrenze und AK Nürnberg Süd um 27 % gestiegen
Umliegende Kommunen sind durch Staus auf Umleitungsstrecken überlastet
Landesgrenze Baden-Württemberg/Bayern bis AK Nürnberg-Ost: Kompletter sechsstreifiger Ausbau
Bedarfsplanüberprüfung aller nicht im Vordringlichen Bedarf befindlichen Streckenabschnitte
AK Feuchtwangen/Crailsheim bis AS Schwabach-West: Aufnahme in den Vordringlichen Bedarf
Zur weiteren Entlastung des AK Nürnberg-Ost: Aufnahme der A9 zwischen AK Nürnberg bis AK Nürnberg-Ost in den Vordringlichen Bedarf und achtstreifiger Ausbau
Verlängerung der Bundesautobahn A70 in drei Streckenabschnitten im Bereich Magistrale Würzburg - Schweinfurt - Bamberg - Prag als Bestandteil des TEN-Korridors Rhein - Donau
Ausweich- und Abkürzungsverkehre im sehr störanfälligen Autobahnnetz (A3, A7) rund um Würzburg
Hohe Stau- und Emissionsbelastungen
Jedes vierte Fahrzeug auf dieser Strecke ist ein Lkw
Verringerte Reisegeschwindigkeit, Verkehrsqualität und Betriebssicherheit durch schwierige topografische Verhältnisse (B303 verläuft durch das Fichtelgebirge)
Deutlich erhöhter Anteil an Schwerlastverkehr
Bisher nur A6 als einzige vierstreifige Verbindung zwischen Bayern und Tschechien
Während Tschechien den Bau einer durchgängigen Autobahn Prag – Cheb vorantreibt, wird der Ausbau auf deutscher Seite nicht weiter forciert
Viele Interessen der Reisenden aus der Region werden durch das Großprojekt „aufs Nebengleis gestellt“: Es gibt große Nachteile bei Fahrzeiten, Kosten, Umstiegen und zu wenig Tagesrand- bzw. Abendverbindungen.
Von Stuttgart bzw. Passau kommend gibt es lange Wartezeiten in Nürnberg vor der Weiterfahrt nach Berlin (> 30-40 Min.)
Die Anbindung Ostoberfrankens an neue ICE-Trasse ist unbefriedigend
Die alte ICE- Verbindung Lichtenfels-Jena-Berlin wird seit dem neuen Fahrplan 2017 vernachlässigt
Der Ausbau ist sehr kompliziert und wird durch Klagen und Neubewertungen verzögert.
Ausbau unter dem rollenden Rad
Der Engpass Knoten Fürth ist immer noch ungelöst (Verschwenk beklagt)
Der Güterzugtunnel ist nicht mehr Bestandteil des Projektes VDE 8.1, erneute Bewertung notwendig
Situation der Belastung der Schienenachse Main-Donau
Optimierung der Schienenstrecke Frankfurt - Hanau - Aschaffenburg - Würzburg - Nürnberg - Regensburg - Passau - Wien als Bestandteil des TEN-Korridors Rhein - Donau in zwei Streckenabschnitten
Verschärfung der Situation durch infrastrukturelle Engpässe
Überlagerung von Verkehren auf der gesamten Strecke von überregionalem Personenfernverkehr mit langsamem Personennahverkehr und Güterverkehr
Fehlende technische Anforderungen für einen schnellen Personenfernverkehr
Unterfranken wird zum Transitland für langsamen Güterverkehr durch Verlagerungseffekte auf Neubaustrecken. Gefahr der Ausdünnung des Angebots an Personenfernverkehr (ICE)
Der Schienenengpass Nürnberg - Fürth hält den zunehmenden Belastungen durch ICE, Nahverkehr und Güterzüge nicht mehr stand
Elektrifizierung der Schienenstrecke Nürnberg-Prag/Dresden (Franken-Sachsen-Magistrale), die Achse Hof - Regensburg (Ostkorridor Süd) und die Oberfrankenachse in drei Streckenabschnitten
S-Bahnverschwenk bei Fürth wegen Mängel beim Planfeststellungsbeschluss derzeit nicht realisierbar
traurige Aussicht: in den nächsten Jahren wird die S-Bahn zwischen Nürnberg - Erlangen - Forchheim keinen regulären 20 Min-Takt fahren können (aber Zwischenlösung soll bis Ende 2022 realisiert sein)
Die Realisierung der S-Bahnsektoren West und Nordost ist langwierig und von weiteren Vorbedingungen abhängig
Stark überfüllte Züge und schlechte Taktung auf den Pendlerverbindungen Unterfrankens
Noch viele unübersichtliche tarifliche Kooperationen außerhalb des VGN
Forderungen:
Ausbau des S-Bahn-Netzes Nürnberg als beispielgebendes Projekt für ganz Franken
Stärkung S-Bahn-Ähnlicher Nahverkehrsverbindungen Bad Kissingen/Bad Neustadt – Schweinfurt – Würzburg und Frankfurt – Hanau - Aschaffenburg
Anbindung auch in der Fläche an den überregionalen Schienenverkehr
Keine Ausweichmöglichkeiten auf andere Routen: Hoch- und Niedrigwasser, Eis und Havarien machen den Wasserweg vermeintlich unzuverlässig
Bei vielen Unternehmern ist das Binnenschiff als alternativer Verkehrsträger kaum präsent
Die Durchfahrtshöhen einzelner Brücken sind für einen dreilagigen Containerverkehr auf Main und Donau (Regensburg) zu niedrig
Die Strecke Straubing - Vilshofen wird ohne staugestützte Variante nicht ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen, sie bleibt ein Hauptengpass für den Binnenschifffahrtsverkehr in Deutschland und Europa
Kleinere Häfen sind hinsichtlich Ver- und Entsorgung auf Flusskreuzfahrschiffe nicht vorbereitet
Stärkung kombinierter Verkehr und alternativer Verkehrssysteme
Forderungen:
Fortentwicklung des Kombinierten Verkehrs vor dem Hintergrund eines steigenden Güterverkehrsaufkommens und höherer Ökoeffizienz der Transportsysteme
Aufbau neuer Verbindungen zu den Seehäfen an Nord- und Ostsee, Adria ud Südosteuropa sowie zu innereuropäischen Logistikzentren
Kombinierten Verkehr auch in Hub-Randlagen zielführend gestalten
Engpässe auf der Schiene beseitigen (siehe auch Studie Hamburg 62+, Bayrolo), Elektrifizierung zur Stärkung der Schiene vorantreiben, Ausweichgleise, Blockverdichtung und Einsatz längerer Züge (Ziel 740 m)
Verdichtungspotenziale auf allen Verkehrsträgern besser ausschöpfen
Anbindung des Flughafens Nürnberg an das Bundesfernstraßennetz (Vernetzung der Verkehrsträger)
Verbesserung der gesicherten Erreichbarkeit des Flughafens für den Individualverkehr durch eine zweite Straßenanbindung
Entlastung des städtischen Straßennetzes und Reduzierung der Lärm- und Abgasbelastung für das Wohnumfeld entlang des Bierwegs und der östlichen Marienbergstraße
Was problematisch ist:
Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2012 noch nicht vollziehbar
Belastung des Flughafengeländes durch Löschschaum (Perfluorierte Tenside / PFT)
beim Tunnelbau besteht Gefahr einer Schadstoffverschleppung
Stadtratsbeschluss der Stadt Nürnberg (Juni 2014), den Bau nicht mehr weiterzuverfolgen, ohne Alternativen aufzuzeigen
Großer Wettbewerbsnachteil durch fehlende Autobahnanbindung
Der Airport Nürnberg ist aktuell der einzige internationale Verkehrsflughafen Deutschlands ohne direkte Autobahnanbindung
Trotz guter ÖPNV-Anbindungen erhebliches strukturelles Defizit bei der Verkehrsanbindung
Überlastung der Flughafenstraße als derzeit einzige und lediglich zweispurig ausgebaute Zufahrtsstraße durch den wachsenden Verkehr aus Mittel-, Ober- und Unterfranken, Oberpfalz, Thüringen und Sachsen
Die Situation des Werks- und Geschäftsreiseflugverkehr in der Region:
Steigerung der Bedeutung durch immer wichtiger werdende internationale Wirtschaftsbeziehungen
Nutzen von regionalen Verkehrslandeplätzen spart Unternehmen Transport- und Personalkosten
Wettbewerbsvorteil durch individuellen Werks- und Geschäftsreiseflugverkehr mit Firmenmaschinen oder Businessjets für z.B. Maschinenbaubetriebe und Automobilzulieferer
Neben den im 12-Punkte-Programm der IHKs in der EMN aufgelisteten Infrastrukturvorhaben sind für die IHK Nürnberg für Mittelfranken weitere Projekte von hoher Bedeutung:
Folgende Vorhaben wurden von der IHK-Vollversammlung in die Liste der besonders wichtigen Verkehrsprojekte aufgenommen:
Das wichtigste Bundesstraßenprojekt für die Wirtschaft in Mittelfranken wird von Seiten der IHK weiter mit Vehemenz verfolgt. Fast 90 % der Ausbaumaßnahmen sind bereits abgeschlossen. Die Ortsumfahrung Wernsbach wurde 2020 fertiggestellt. Noch gearbeitet wird an einer Lösung für die Umgehung von Dietfurt.
Entlang der Achse der Oberzentren Ingolstadt und Ansbach verknüpft die B 13 Wirtschaftsunternehmen miteinander und verbessert deutlich die Erreichbarkeit von Stuttgart. Der Ausbau der B13 wird schnellere Verkehrsverbindungen zwischen den westmittelfränkischen Automobilzulieferern, den Automobilherstellern und auch die aller anderen Unternehmen entlang der Ader gewährleisten und somit die Attraktivität der Standorte steigern. Im Fokus stehen aktuell Planungen für die Ortsumgehungen von Merkendorf, Stadeln und Schlungenhof 79,9% gegen Umfahrung https://www.stopp-b13-umgehung.de/, die in den Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wurden.
Das Straßenbahnsystem soll Nürnberg mit Erlangen und Herzogenaurach verbinden. Dabei werden aufkommensstarke Abschnitte bedient, die nicht von der S-Bahn betrieben werden. Im Jahr 2016 ist mit den o.g. Städten ein interkommunaler Zweckverband gegründet worden, der die konkreten Planungen in die Hand nimmt.