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Versorgung mit Rohstoffen

Starke Abhängigkeiten von Rohstoffen

Eine zuverlässige und sichere Rohstoffversorgung ist für produzierende Unternehmen von zentraler Bedeutung. Der Rohstoffbedarf in Deutschland und insbesondere Bayern ist sehr hoch und nur ein geringer Teil des Rohstoffverbrauchs stammt aus heimischer Gewinnung. Gerade die Industrie ist in besonderem Maße von einer gesicherten Einfuhr von Rohstoffen abhängig. Vor allem Metalle und spezielle Industrieminerale werden zu fast 100 Prozent importiert. Dadurch sind viele regional ansässige Unternehmen stark abhängig von internationalen Rohstoffmärkten. Importiert werden häufig Vorprodukte, deren Bestandteile komplexen Lieferketten entstammen und bei deren Materialmix starken Abhängigkeiten von einzelnen Herkunftsländern bestehen. Viele Unternehmen sind mit Versorgungsengpässen, stark volatilen Preisen und Lieferrisiken konfrontiert.

Durch verschiedene Strategien und Maßnahmen können sich produzierende Unternehmen unabhängiger von Rohstoffimporten machen. Beispielsweise durch gezielte Maßnahmen im Bereich Beschaffung und Lagerhaltung, Effizienzmaßnahmen in der Produktion oder den Einsatz von Recyclingmaterial. Ein effizienter Umgang mit Roh- und Hilfsstoffen kann den Verbrauch deutlich reduzieren. Maßnahmen wie die Substitution von sehr kritischen Rohstoffen sind weitaus schwieriger umzusetzen. 

Strategien der Circular Economy bieten eine Vielzahl an Strategien und Möglichkeiten, um unabhängiger von Rohstoffimporten zu werden. Teilweise lassen sich dadurch neue Geschäftsmodelle entwickeln oder neue Kundengruppen erschließen.  

Rohstoffreport Bayern 2025

Rohstoffversorgung

Rund 60 Prozent der bayerischen Betriebe erwarten eine Verschlechterung der Versorgungslage mit Rohstoffen. Knapp die Hälfte der Unternehmen bemängeln die Versorgungslage mit Basismetallen wie Eisen, Kupfer oder Aluminium. Auch Stahlveredler wie Chrom, Kobalt und Mangan sind teilweise schwer zu beschaffen. In der Bauwirtschaft bestehen bei rund jedem zweiten Unternehmen Beschaffungsprobleme bei Steinen und Erden, zu denen Sand, Kies, Gips und Zement gehören.  Steigende Preise betreffen besonders die Basismetalle (61 Prozent der betroffenen Betriebe) sowie die Steine und Erden (41 Prozent). Insgesamt berichten drei Viertel der befragten Unternehmen von überdurchschnittlich anziehenden Preisen für ihren Rohstoffbedarf.

Als Gründe für die schlechte Versorgungslage sehen sie vor allem geopolitische Unsicherheiten und wachsende bürokratische Hürden. Von der Politik fordern die Unternehmen daher weniger Hürden bei der Gewinnung heimischer Rohstoffe wie Kies und Sand, aber auch möglichst freien Zugang zu den Weltmärkten ohne Handelsbeschränkungen.

Der Rohstoffreport Bayern 2025 informiert über den aktuellen Stand der Rohstoffversorgung bei den bayerischen Unternehmen. Dazu haben die bayerischen Industrie- und Handelskammern eine ausführliche Befragung ihrer Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Bayernweit haben sich 646 Unternehmen aus verschiedenen Branchen beteiligt, darunter überwiegend kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Dabei kann jedes zweite Unternehmen einer der drei Branchen zugeordnet werden: Baugewerbe, Metallerzeugung und -bearbeitung bzw. Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Maschinenbau.

Download: IHK-Rohstoffreport Bayern 2025 (PDF, nicht barrierefrei, 5 MB) und IHK-Rohstoffreport Bayern 2019 (PDF, nicht barrierefrei, 2 MB)

Kernergebnisse des IHK-Rohstoffreports Bayern 2025

Die in Deutschland gewonnenen Primärrohstoffe decken derzeit rund 85 Prozent der Gesamtnachfrage an mineralischen Primär- und Sekundärrohstoffen. Der Anteil Bayerns an der Gesamtförderung beläuft sich auf ungefähr 20 Prozent bzw. rund 150 Mio. Tonnen. Zusammen mit Nordrhein-Westfalen ist Bayern somit das mengenmäßig größte Förderland. Gründe hierfür sind die flächenhaft verbreiteten Massenrohstoffe, die Größe Bayerns mit einem Flächenanteil von rund 20 Prozent an der Bundesrepublik Deutschland, der durch die starke wirtschaftliche Entwicklung und das Bevölkerungswachstum große Bedarf sowie die zahlenmäßig meisten Gewinnungs- und Verarbeitungsbetriebe.

Mineralische Rohstoffe finden in vielfältigen wirtschaftlichen Wertschöpfungsketten Verwendung. Etwa 80 Prozent der in Deutschland gewonnenen Steine und Erden werden in der Bauwirtschaft eingesetzt, weitere 20 Prozent werden an industrielle Abnehmer wie die Chemie-, Stahl- und Glasindustrie geliefert.

Auch wenn Deutschland und insbesondere Bayern über umfangreiche Rohstoffvorkommen verfügen, bedeutet dies nicht, dass diese Vorkommen uneingeschränkt für die Gewinnung und damit einer wirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen. Die Erschließung von Rohstoffvorkommen ist ein hochkomplexes Unterfangen, bei dem nicht nur naturräumliche Gegebenheiten sondern auch umfangreiche rechtliche Vorgaben zu beachten sind. Nicht jeder Standort ist in gleicher Weise für einen Abbau geeignet und in jedem Einzelfall ist einer Vielzahl von konkurrierenden Nutzungsansprüchen Rechnung zu tragen. Die Unternehmen der Rohstoffgewinnung sind hierbei mit zahlreichen rechtlichen Fragestellungen konfrontiert, die es zu beachten gilt. Anders als für Fachplanungen üblich, gibt es für die Rohstoffgewinnung kein einheitliches Fachgesetz. Umso mehr sind rohstoffgewinnende Betriebe gefordert, sich mit den rechtlichen Vorgaben auseinanderzusetzen.

Dieser Leitfaden zeigt, für welche Arten von Rohstoffen welche Genehmigungen in welchem Verfahren einzuholen sind und welche weiteren – insbesondere umweltrechtlichen – Anforderungen es darüber hinaus zu beachten gilt.

Download: IHK-Leitfaden zur Rohstoffsicherung (PDF, nicht barrierefrei, 4 MB)

 

Information

Zentrale Anlaufstelle für Anbieter und Unternehmen mit Rohstoffbedarf

Fachinformationen und Beratung zu Rohstoffen

Information

Europäisches Gesetz zu kritischen Rohstoffen | Critial Raw Materials Act

Konfliktrohstoffe

Die bestehende Offenlegungspflichten aus dem US-amerikaischen Dodd-Frank-Act wurden in der EU 2021 durch die Verordnung über Konfliktminerale erweitert. Beide Systeme sind grundsätzlich unterschiedlich und fordern Informationen von betroffenen Unternehmen ein. 

Das europäische Gesetz zu kritischen Rohstoffen soll beim Aufbau europäischer Kapazitäten helfen. Außerdem sollen Lieferketten weniger anfällig hinsichtlich Verfügbarkeit und Preisvolatiltäten sein. Konkret heißt das:

  • Stärkung der europäischen Lieferketten
  • Forcierung von Win-win-Partnerschaften mit Nicht-EU-Ländern

Weitere Details finden Sie unter: Europäisches Gesetz zu kritischen Rohstoffen - Europäische Kommission (europa.eu)

Umgang mit Sorgfalts- und Prüfpflichten bei Konfliktrohstoffen

  • Dr.-Ing. Robert Schmidt

    Leiter des Geschäftsbereichs Innovation | Umwelt; Grundsatzfragen Innovations-, Industrie-, Technologie-, Digital-, Energie- und Umweltpolitik

  • M.Sc. Katharina Boehlke

    Industrie, Rohstoffe, Material- | Ressourceneffizienz

Webcode: P749