50 Jahre "AkA": Warum einheitliche IHK-Prüfungen so wichtig sind
Von Flensburg bis Berchtesgaden gibt es in kaufmännischen Ausbildungsberufen einheitliche Prüfungen – die sogar alle zur gleichen Zeit stattfinden. Dafür sorgt die Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AkA) mit Sitz in Nürnberg. Die bundeseinheitliche Organisation hat gute Gründe.
Denn bundeseinheitliche Prüfungen im dualen System sind ein wichtiger Markenkern der IHK-Organisation. Wie wertvoll die Bundeseinheitlichkeit ist und welchen Qualitätsstandard sie darstellt, zeigt sich beim Blick auf andere Bereiche: So kritisiert das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ in seiner Ausgabe von Anfang August in einem mit „Abitur als Lotterie?“ überschriebenen Artikel, dass die Chancen auf ein gutes Abitur zwischen den Bundesländern ungleich verteilt seien. Bildungsforscher bemängelten, dass kaum feststellbar sei, in welchem Maße die Notenniveaus in den Ländern mit entsprechenden Kompetenzniveaus der Abiturienten in den einzelnen Fächern korrespondieren. Folge davon sei, dass auch die Zulassung zu Studiengängen unterschiedlich und möglicherweise ungerecht verlaufe. Grund dafür: Es gebe keine bundesweit standardisierte Leistungsmessung, zudem sei die Datenlage sehr eingeschränkt, man tappe schlichtweg „ziemlich im Dunkeln“.
Qualitätsgesichert, vergleichbar, objektiv
Ganz anders in der IHK-Organisation: „Hier liefern wir professionell und verlässlich das ab, was beim Abitur als klaffende Lücke festgestellt wird“, erklärt AkA-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Vogel. „Wir können durchaus mit Stolz auf mittlerweile 20 Jahre bundeseinheitliche schriftliche Abschlussprüfungen im dualen System verweisen.“ Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: Die Prüfungen werden demnach qualitätsgesichert erstellt, deren Ergebnisse sind über Ländergrenzen hinweg vergleichbar und damit objektiv. Wissenschaftlich lasse sich nachweisen, dass externe, also lernortunabhängig erstellte, zentrale Prüfungen eine qualitätssichernde bzw. -steigernde Funktion auf das (Aus-)Bildungssystem und die Leistungen der Prüflinge haben, so der AkA-Chef. Bildungsforscher würden daher immer wieder zentrale, standardisierte Tests für die Übergänge im Bildungssystem fordern. „Nicht zuletzt deshalb steht das IHK-Zeugnis bei Auszubildenden wie Unternehmen gleichermaßen hoch im Kurs, ermöglicht es doch eine recht zuverlässige und über Ländergrenzen hinweg vergleichbare Darstellung der beruflichen Handlungsfähigkeit des Absolventen“, sagt Vogel.
Aktuell prüfen die IHKs im Bereich der dualen Ausbildung bundesweit etwa 300.000 Menschen pro Jahr mit zentral erstellten Aufgaben. Erstellt werden diese Prüfungen durch IHK-Einrichtungen, die auf die Aufgabenerstellung spezialisiert sind, und ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfern. Eine dieser Einrichtungen ist die bei der IHK Nürnberg für Mittelfranken angesiedelte Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen, die vor 50 Jahren gegründet wurde und von 45 IHKs aus zehn Bundesländern getragen wird. Mit den Aufgaben der AkA werden jedes Jahr bundesweit rund 200.000 Auszubildende in 38 teilnehmerstarken Ausbildungsberufen geprüft, für die die AkA zuständig ist.
Hauptamt und Ehrenamt arbeiten zusammen
Die Aufgabenerstellung und -verabschiedung wird bei der AkA von knapp 800 ehrenamtlich tätigen Prüferinnen und Prüfern geleistet, die aus ganz Deutschland in die drittelparitätisch besetzten AkA-Fachausschüsse berufen werden. Die Kombination aus Prüfer-Ehrenamt und AkA-Hauptamt sei die perfekte gegenseitige Ergänzung, so Geschäftsführer Vogel: Das Ehrenamt stelle eine authentische Anbindung der Prüfungen an die aktuelle Berufs- und Ausbildungspraxis sicher, während sich die AkA um die Einhaltung der komplexen testdiagnostischen Qualitätsanforderungen und um die Justiziabilität der Aufgaben kümmere. So seien sie durch die Ordnungsmittel abgedeckt, die jedem Ausbildungsberuf zugrunde liegen.
Daneben arbeitet die AkA aber auch eng mit der Wissenschaft in diversen Projekten zusammen, um die Prüfungen wissenschaftlich begleitet fortzuentwickeln. So werden beispielsweise die Kompetenzorientierung und die Prognostik des Schwierigkeitsgrades weiterentwickelt, zudem wird ausgelotet, wie sich die Erstellungsprozesse der Prüfungen digitalisieren lassen und neuerdings auch, wie sich dabei Künstliche Intelligenz einsetzen lässt. Die so gewonnenen Ergebnisse werden der IHK-Organisation zur Verfügung gestellt und mit den anderen zentralen IHK-Einrichtungen für die Aufgabenerstellung in der Ausbildung geteilt.
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