Bayerisches Wirtschaftsarchiv: Historische Speisenkarten aus München
„Der Appetit kommt erst beim Essen“, meinte der französische Schriftsteller François Rabelais Anfang des 16. Jahrhunderts. Damals gab es in den Gasthäusern noch keine Speisenkarten, die den Appetit schon beim Lesen weckten.
Nicht wenige Brauereien in München verfügten über eine große Anzahl an eigenen Gaststätten, die sie an Wirte verpachteten und mit ihrem Bier belieferten. In der Regel nahmen die Bierfabriken dabei auch Einfluss auf die Gestaltung der dort verwendeten Speisenkarten. Solche finden sich deshalb in größerer Anzahl in den im Bayerischen Wirtschaftsarchiv befindlichen Münchner Brauereiarchiven.
Speisenkarten erfüllten traditionell den Zweck, den Gast über das kulinarische Angebot und die Preise zu informieren. Sie gewähren daher einen anschaulichen Einblick über die zu unterschiedlichen Zeiten gängigen Speisen und ihre Preisentwicklung. In Text und Aufmachung spiegelt die Speisenkarte den Anspruch der Küche und des gastronomischen Gesamtkonzepts wider und vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der gestalterischen Möglichkeiten.
Die Palette reicht vom handgeschriebenen Zettel eines einfachen Münchner Lokals über das mitunter aufwendig gedruckte „Kartenwerk“ der gutbürgerlichen Traditionsgaststätte oder des Münchner Bierkellers bis hin zu mehrsprachig verfassten kulinarischen Wegweisern touristisch bevorzugter gastronomischer Anlaufstellen.
Autor: Dr. Richard Winkler, Leiter des Bayerischen Wirtschaftsarchivs
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