Es hellt sich wieder auf
IHK-Konjunkturklima: Mittelfränkische Wirtschaft arbeitet sich aus dem Tief heraus: Betriebe wieder deutlich zuversichtlicher.
Die mittelfränkische Wirtschaft fasst neuen Mut und rechnet mit einer spürbaren Erholung im Frühjahr. Danach hatte es im Herbst nicht ausgesehen: Wegen Energiekrise, Inflation und gestörter Lieferketten war der IHK-Konjunkturklima-Index auf ein historisches Tief eingebrochen. Die Unternehmen hatten sich auf eine heftige Rezession eingestellt. Doch nun berichten die Betriebe in der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage über alle Branchen hinweg über eine gute Auftragslage und starke Nachfrage. Deshalb klettert der IHK-Index zum Jahresbeginn um 20 Punkte auf 104,8.
Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die Preise für Energie und gewerbliche Vorprodukte ihren Höhepunkt überschritten haben dürften. Allerdings sind sie noch weit von den niedrigeren Niveaus früherer Zeiten entfernt und weiterhin eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit, besonders in energieintensiven Wirtschaftsbereichen. Deshalb nennen die Betriebe laut IHK-Umfrage die Unsicherheit bei den Energie- und Rohstoffpreisen weiterhin als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung.
IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann: "Die Strom- und Gasversorgung der mittelfränkischen Betriebe erscheint aktuell zwar gesichert, jedoch bereiten die hohen Preise nach wie vor Sorgen. Die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen ergreift Energiesparmaßnahmen oder investiert in die eigene Energieversorgung. Die Politik fordern wir auf, ohne ideologische Scheuklappen für ein breites Energieangebot – auch bei erneuerbaren Energien – zu sorgen."
Geschäftslage und -erwartungen: Die aktuelle Lage wird von den Unternehmen überwiegend positiv beurteilt. In allen Wirtschaftsbereichen überwiegen die "gut"-Urteile, in der Industrie wird die Lage überdurchschnittlich und sogar besser als im Herbst beurteilt. Die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate sind zu Jahresbeginn 2023 zwar noch mehrheitlich im negativen Bereich, doch deutlich zuversichtlicher als in der Herbstumfrage 2022. Begründet wird dies von den Betrieben damit, dass die Preise an den Energiemärkten nach den dramatischen Ausschlägen der vergangenen Monate wieder besser planbar sind.
Investitionen und Beschäftigung: Handel, Bauwirtschaft und unternehmensnahe Dienstleistungen sind noch zurückhaltend mit Investitionen, weil Preise und Kosten aus ihrer Sicht nach wie vor nur schwer kalkulierbar sind. Die Industrie und die verbrauchernahen Dienstleistungen profitieren dagegen bereits von einer hohen Nachfrage, weshalb sie ihre Investitionspläne schon deutlich ausweiten. Die IHK-Konjunkturumfrage lässt erwarten, dass auch die Zahl der Arbeitsplätze in den nächsten Monaten wieder etwas zunehmen wird. Allerdings sehen sich die Betriebe quer über alle Branchen im Spannungsfeld zwischen hohen Arbeitskosten und anhaltendem Fachkräftemangel.
Entwicklung nach Wirtschaftssektoren
Industrie: Die gute Auftragslage und hohe Nachfrage lassen die Geschäftserwartungen in der Industrie deutlich nach oben gehen. Nachdem die Investitionsplanungen im vergangenen Jahr stetig zurückgenommen wurden, ist jetzt wieder ein leichtes Plus zu registrieren. Im Hinblick auf Personaleinstellungen zeigen sich die Industriebetriebe jedoch weiterhin pessimistisch: Auf der einen Seite klagen sie über einen Mangel an Fachkräften, auf der anderen sorgen sie sich wegen steigender Personalkosten.
Bauwirtschaft: Die Geschäftslage in der Baubranche ist im Vergleich zum Herbst 2022 eingebrochen. Das liegt nicht nur an saisonal bedingten Schwankungen in den Wintermonaten, sondern besonders an den enorm gestiegenen Rohstoffkosten und an den Zinserhöhungen der letzten Monate. Deshalb haben sich die Werte bei den Geschäftserwartungen zwar etwas verbessert, sie liegen aber immer noch klar im Minus. Entsprechend zurückhaltend sind die Baubetriebe weiterhin bei Investitionen und Personaleinstellungen.
Handel: Die IHK-Konjunkturumfrage zeigt im Handel keine Erholung der Geschäftslage. Auch beim Blick auf die nächsten Monate sind die Händler überwiegend negativ gestimmt: Die Preissteigerungen in zahlreichen Produktgruppen und die Zurückhaltung der Verbraucher sorgen für schlechte Stimmung. Das wirkt sich auch auf die Investitions- und Personalplanungen aus, bei denen Zurückhaltung vorherrscht. Die Folge all dieser Aspekte: Der Handel weist unter allen Branchen nach wie vor den niedrigsten Konjunkturklima-Index auf.
unternehmensnahe Dienstleistungen: In stabiler Verfassung präsentieren sich dagegen die Dienstleister, die hauptsächlich mit Unternehmenskunden Geschäfte machen. Die Geschäftslage hat sich zwar geringfügig verschlechtert, hält sich aber noch auf einem guten Niveau. Für die nächsten Monate erwartet die Branche weiter eine gute Auftragslage. Die Investitionen sollen auf gleicher Höhe gehalten werden und die Zahl der Mitarbeiter leicht steigen.
verbrauchernahe Dienstleistungen: Die Lage der Branche wird nur geringfügig schlechter geschildert als in der Herbstumfrage, sie bleibt aber deutlich positiv. Weil die Verbraucher nach der Corona-Pandemie großen Nachholbedarf haben, sind die Erwartungen der Betriebe für die nächsten Monate sehr positiv. Das gilt vor allem für das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie die Reisebranche. Bei der Einstellung von zusätzlichem Personal sind die Betriebe zwar noch zurückhaltend, aber die Investitionen werden schon deutlich hochgefahren.
Die mittelfränkische Wirtschaft zeigt sich zum Jahresbeginn 2023 insgesamt deutlich weniger pessimistisch als nach dem Rekordabsturz des IHK-Konjunkturklimas im vergangenen Herbst. Die Lage wird stabilisiert durch die gute Auftragslage in der Industrie und auch in den verbrauchernahen Dienstleistungen. Sorgen machen den Unternehmen aber weiterhin die hohen Kosten und Preise, wenngleich sich die Turbulenzen an den Märkten deutlich beruhigt haben. Es bleibt außerdem das Problem, dass viele Verbraucher ihr Geld wegen der weiter hohen Inflation und wegen der steigenden Zinsen zusammenhalten. Das bekommen vor allem der Einzelhandel und die Bauwirtschaft zu spüren.
"Auch wenn wir gerade eine deutliche Beruhigung feststellen, zeigen doch die erheblichen Schwankungen des IHK-Konjunkturklimaindex in sehr kurzen Abständen, dass wir den Krisenmodus noch nicht endgültig verlassen haben", fasst IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann zusammen. Zwar sei das Szenario einer tiefen Rezession derzeit weniger wahrscheinlich als noch vor einigen Monaten, aber die Preissteigerungen und die zurückhaltenden Konsumenten machten weiterhin vielen Unternehmen zu schaffen. Auch die hohen Arbeitskosten und der Mangel an Fachkräften würden von den befragten Unternehmen als Risikofaktoren genannt. "Die Politik bleibt deshalb gefordert, für mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt und bei der Einwanderung von Fachkräften zu sorgen", so Zitzmann.
Kontakt
-
Dr. Udo Raab
Leiter Geschäftsbereich Standortpolitik und Unternehmensförderung, Leiter Referat Regionale Wirtschaftspolitik, Gründung, Unternehmensförderung
Webcode: N211