Regional eingerichtet
Die Möbelmacher


Die Firma „Die Möbelmacher“ in Kirchensittenbach-Unterkrumbach kann man schwer verfehlen: Das Holzhaus und die Nebengebäude ragen deutlich aus dem restlichen Häuserbestand heraus. Der Begriff „Schreinerbetrieb“ trifft bei dem Familienunternehmen mit zurzeit 14 Beschäftigten nicht ganz zu, eher kann man es als Massivholz-Möbelmanufaktur bezeichnen. Seit 2006 wird die Firma gemeinsam vom Ehepaar Herwig und Ute Danzer geleitet: Er ist studierter Politologe, Soziologe und Germanist, sie eine gelernte Sportlehrerin, die auch als Leiterin einer Rückenschule arbeitet.
Die Unternehmensgeschichte begann 1988 mit der Gründung durch Danzer und dessen Freund Gunther Münzenberg. 1997 wurde auf dem neu erworbenen Firmengelände in Unterkrumbach eine Holzhalle mit Ausstellungsmöglichkeit nach baubiologischen Kriterien verwirklicht. Seitdem wird dort gefertigt und auf 200 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentiert. Optisch noch sichtbarer wurden die Möbelmacher im Mai 2002 mit dem Einzug in das noch einen Schritt nachhaltiger gebaute, regionale Musterhaus: Das haben Handwerker aus der Umgebung vom „Initiativkreis Holz aus der Frankenalb“ aus Rohstoffen der Region errichtet. Wobei auch das Wort „Musterhaus“ nicht ganz stimmt: Es ist seither das Wohnhaus der Familie Danzer – barrierefrei übrigens.
Die gesamte Produktion der Möbelmacher basiert auch auf dieser regionalen Wertschöpfungskette – also „Holz aus dem Wald rundrum“, wie Danzer es nennt. Hinter Werkstatt und Musterhaus findet sich ein breit gefächertes Außenlager für Holz: „Die Stämme werden ausgesucht, nach der Anlieferung entrindet, gesägt und gestapelt“, erklärt der Firmenchef. Daraus werden individuelle Stücke gefertigt, ob nun Küche, Schrank oder Schreibtisch. „Die Kunden schildern ihre Vorstellungen, es entwickelt sich etwas“, so Danzer. Zum Beispiel ein Tisch, an dem die Beine nicht ganz außen angebracht sind, damit man sich nicht die Knie beim Essen anschlägt.
Einen Schwerpunkt haben die Möbelmacher auf die Fertigung von Massivholz-Küchen gelegt. Rund 500 davon wurden schon gebaut, über die 35 Jahre also gut zehn per anno. Ein gutes Beispiel: die höhenverstellbare Küche, maßgeblich entwickelt von Ute Danzer. Denn nicht jeder Mensch kommt mit der Arbeitsplatte auf Standardhöhe gut zurecht: Man denke nur an Personen im Rollstuhl oder Menschen mit über zwei Metern Körpergröße. Das Institut für Gesundheit und Ergonomie vergab dafür wie für andere körperschonende Ideen 2023 seinen Innovationspreis. Kürzlich folgte der Deutsche Nachhaltigkeitspreis 2025 in der Kategorie „Möbel und Einrichtung“.
Kunden hat das Unternehmen inzwischen in der ganzen Welt: Selbst in Miami in Florida oder in Portugal wird in Möbelmacher-Küchen gekocht. Über die Jahre wurden auch Schreibtische gebaut, komplette Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräume eingerichtet und Weinkeller sowie Särge und Urnen aus Massivholz hergestellt. Und mit Partnerunternehmen entstanden sogar ganze Holzhäuser. Laut Herwig Danzer kommen aber die meisten Käufer aus Deutschland oder sogar Franken. Das entspreche auch dem Nachhaltigkeitsgedanken, dem er und seine Ehefrau sich verpflichtet fühlen. Deshalb nehmen sie sogar Einzelstücke zurück und bieten sie zum Wiederverkauf an. Die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit gelte auch gegenüber ihrer Belegschaft: „Wir suchen innerhalb der nächsten zehn Jahre Nachfolger mit Ideen, Kreativität, aber auch Umsatzwillen.“ Und wer die eigene Küche im Musterhaus, beides Baujahr 2002 betritt, versteht: Nachhaltige Qualität kann auch nach zwei Dekaden aussehen wie neu.
Autor: Heinz Wraneschitz
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