Wie geht Transformation?
Mit dem Lehrgang „Geprüfter Berufsspezialist für industrielle Transformation“ hat die IHK eine Pionierrolle eingenommen.


Pascal Kiesewetter ist gelernter Werkzeugmacher und hat sich seit dem Abschluss seiner Ausbildung im Jahr 2011 fortlaufend weitergebildet. Der 31-Jährige ist als Projekttechniker bei der ZF Gusstechnologie GmbH in Nürnberg tätig und hat schon erfolgreich Lehrgänge zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker und zum „Digital Change Manager“ absolviert. Nun setzte er mit der Teilnahme an dem Pilot-Lehrgang „Geprüfter Berufsspezialist für industrielle Transformation“ der IHK Nürnberg für Mittelfranken einen weiteren Akzent in seinem Lebenslauf. "WiM" fragte ihn nach seinen Erfahrungen.
Wie bist du auf diese Weiterbildung aufmerksam geworden?
Gelegentlich bin ich mit den Weiterbildungsberatern von MyPegasus in Kontakt, hier kam diese Fortbildung bereits vor dem ersten Durchgang 2022 einmal ins Gespräch. Allerdings ist das dann anschließend wieder etwas in Vergessenheit geraten, da ich mich zu diesem Zeitpunkt bereits für die Weiterbildung zum „Digital Change Manager“ angemeldet hatte. Danach bin ich durch eine Internet-Recherche wieder auf diese Weiterbildung gestoßen. Denn ich habe gezielt nach einer Weiterbildung gesucht, die meinen bisherigen Wissensstand ergänzt und mich bei der Lösung von aktuellen Problemen im Projektalltag entlastet.
Die Qualifizierung zum Berufsspezialisten richtet sich ja an Azubis und an Fachkräfte. Wie lief das denn in der Praxis ab?
In diesem Jahrgang waren sowohl Azubis als auch Fachkräfte wie ich vertreten und wir konnten den Unterricht durch unseren unterschiedlichen Wissensstand gut abrunden. So konnten die Teilnehmer mit mehr Berufserfahrung beispielsweise etwas aus ihrem Berufsalltag beitragen und die Azubis etwas aus dem Berufsschulstoff, der auch für uns Fachkräfte nicht uninteressant war. Die Unterrichtszeiten wurden so gewählt, dass es für beide Gruppen in Ordnung war. Am Unterricht der IHK konnte man teilweise auch remote teilnehmen, was für alle Beteiligten einfacher war. So konnte man zum Beispiel nach dem Homeoffice direkt in die Fortbildung wechseln, ohne die Fahrzeit zu verlieren, und anschließend war man gleich wieder für die Familie da.
Der Abschluss ist auf Stufe 5 des Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) eingeordnet. Wie steht dein Arbeitgeber zu dieser Weiterbildung?
Die DQR-Stufe war für die Auswahl von keiner meiner Fortbildungen ausschlaggebend. Ich wähle meine Fort- und Weiterbildungen immer nach dem Inhalt und der anschließenden Einsatzmöglichkeit aus und nicht nach der Höhe der Einstufung des Abschlusses. So habe ich 2017 mit dem Maschinenbautechniker DQR-6 erreicht und 2024 die DQR-5 als Geprüfter Berufsspezialist. Ich beginne jede Fortbildung „privat“, wenn es der zeitliche Rahmen zulässt. Ich muss also niemanden von der Sinnhaftigkeit einer Weiterbildung überzeugen. Wenn dann auch mein Arbeitgeber im Nachhinein die Fortbildung als vorteilhaft für die Firma einschätzt, wird sie auch finanziell oder zeitlich unterstützt. Ich habe da immer gute Erfahrungen gemacht.
Gibt es Punkte, die aus deiner Sicht optimiert werden sollten?
Wie bei jedem Pilotprojekt begibt man sich auf unbekanntes Terrain und es klappt nicht alles zu Beginn. Während des zweiten Durchganges des Kurses sind auch Punkte aufgekommen, die verbessert werden sollten. Etwa die Kommunikation zwischen IHK, Berufsschule und Friedrich-Alexander-Universität oder die Erweiterung der Remote-Möglichkeiten an den Berufsschulen. Aber zum Abschluss jedes Modules wurden die Teilnehmer regelmäßig mit umfangreichen Online-Fragebögen und Diskussionsrunden befragt. Dann wurden diese Punkte aufgenommen und verbessert.
Haben sich deine Aufgaben im Betrieb seitdem verändert bzw. wo siehst du deine berufliche Zukunft?
Da ich als Projekttechniker Projekte auch über einen längeren Zeitraum betreue, bemerke ich die Veränderung aktuell am stärksten bei den Themen, die die zukünftig geplanten Projekte betreffen. Stichworte wie Digitalisierung, Cobot und Digitaler Zwilling kommen immer häufiger ins Gespräch. Ich habe bereits vor mehreren Jahren meinen Weg in die Automatisierung und Digitalisierung begonnen, da ich in diesem Berufszweig die größten Chancen sehe. Diesen Pfad werde ich aus persönlicher Überzeugung nicht mehr verlassen. Ich möchte am Ende meiner beruflichen Laufbahn zurückblicken und sagen können, ich habe mein Bestes gegeben, um die deutsche Industrie voranzubringen.
Hat sich die Maßnahme ausgezahlt?
Für mich hat sich die Maßnahme voll ausgezahlt. Ich konnte mein Fachwissen erweitern, habe viele neue Kontakte geknüpft und viele Anregungen für zukünftige Projekte bekommen.
Die Fragen stellte Stefan Kastner, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Berufsbildung.
Experten für industrielle Transformation
Wie kann der digitale Wandel in der Industrie gelingen? Mit dieser zentralen Frage beschäftigen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des IHK-Lehrgangs „Geprüfte/-r Berufsspezialist/-in für Industrielle Transformation“. Er richtet sich an kaufmännische und gewerblich-technische Fachkräfte aus der Industrie. Aber auch Auszubildende können bereits während ihrer Ausbildung mit dieser berufsbegleitenden Qualifizierung beginnen.
Der Lehrgang erstreckt sich über ein knappes Jahr und umfasst folgende fünf Module: Prozess- und Projektmanagement sowie industrielle Transformation / Data Analytics und technische Grundlagen / Industrielles Internet der Dinge (IIOT) und kaufmännische Grundlagen / Kooperation und Kommunikation in der modernen Arbeitswelt /
Projektarbeit (industriespezifisches Projekt im eigenen Betrieb). Die nächste Weiterbildung startet am 2. Mai 2025 und endet am 28. Februar 2026.
Anmeldung für Fachkräfte: www.ihk-akademie-mittelfranken.de/w6450
Anmeldung für Auszubildende: www.ihk-akademie-mittelfranken.de/w6451
Webcode: N1032