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Das Gerät, das Ergo-Tec-Geschäftsführer Alexander Dürsch demonstriert, dient Patienten als Abstützung beim Maßnehmen von Beinprothesen.
Kein Hometrainer: Das Gerät, das Alexander Dürsch demonstriert, dient Patienten als Abstützung beim Maßnehmen von Beinprothesen.

Wenn Alexander Dürsch durch die Büroräume seines Unternehmens schreitet, kann man bereits sehen, was in seinem Haus produziert wird. Allerdings muss man genau hinschauen: Denn die PCs, vor denen die Beschäftigten sitzen, stehen auf Tischgestellen, die in Dürschs Firma, der Ergo-Tec GmbH mit Sitz in Wilhelmsdorf, gefertigt wurden. Der Geschäftsführer hat ein solches auch in seinem eigenen Büro, für das er sich noch eine eigene Tischplatte aus Glas gekauft hat. Er arbeitet gerne im Stehen, weshalb es von Vorteil ist, dass sich das Gestell per Knopfdruck mittels Hubsäulen leise surrend in der Höhe verstellen lässt.

Eigentlich sind die Tische, die das Unternehmen fertigt, aber nicht als Büroeinrichtung konzipiert, sondern als Montagearbeitsplätze. An diesen können zusätzliche Halterungen, Ablagen, Schubläden, Leuchten und mehr angebracht werden. Eine andere Art dieser Vorrichtungen aus dem Hause Ergo-Tec sind ebenfalls höhenverstellbare Tische, die für Untersuchungen in der Augenmedizin zum Einsatz kommen. Auf diesen lassen sich beispielsweise Geräte für Augen-Scans montieren und sie verfügen über eine Aussparung, damit auch Personen mit Rollstuhl ganz ans Gerät herankommen können.

Medizinische Gerätschaften, genauer gesagt solche zur Patientenpositionierung, machen rund 80 Prozent des Geschäfts aus. Dazu gehören Tische, Stühle und Liegen. Eines der wichtigsten Produkte ist aber der vorhin erwähnte Tisch für Augenuntersuchungen. Eine ganze Reihe davon steht gerade in der Montage, als Alexander Dürsch durch die Produktion führt. Sie werden für den Versand in die USA vorbereitet, „der Markt schlechthin“, wie der Ergo-Tec-Chef es formuliert. Etwa 1 000 Stück gehen pro Jahr nach Übersee. Die Vereinigten Staaten seien mit der wichtigste Markt des Unternehmens und man wolle die Geschäftstätigkeit dort weiter ausbauen – trotz der aktuell unvorhersehbaren politischen Entwicklungen unter der Trump-Administration. „Wir wissen nicht, ob es auf unsere Produkte auch einmal Zölle geben wird“, sagt Dürsch. „Im schlimmsten Fall müssten wir günstiger produzieren und anbieten, mehr digitalisieren und noch effizienter werden“, so sein Plan B, sollte die Situation für deutsche Unternehmen auf dem US-Markt noch prekärer werden.

Ein Schritt, um sich digitaler und effizienter aufzustellen, ist für Dürsch, die Erfassung der Ergo-Tec-Produkte und ihrer Komponenten zu automatisieren. „Das muss alles nachverfolgbar sein und die Dokumentation ist dementsprechend aufwändig“, so der Firmenchef. Daher möchte er in Zukunft auch verstärkt auf Digitalisierung und Künstliche Intelligenz setzen, damit sich Prozesse effizienter abwickeln lassen. Zudem sei er offen dafür, sich an Firmen zu beteiligen, die im Bereich Medizintechnik mit neuen Technologien wie Telemedizin und Operationsrobotik zu tun haben. Hier könne Ergo-Tec beispielsweise als Komponentenlieferant tätig werden.

Ergo-Tec-Geschäftsführer Alexander Dürsch mit Untersuchungstischen für die Augenheilkunde.
Geschäftsführer Alexander Dürsch mit Untersuchungstischen für die Augenheilkunde.

Begeistert von Medizin

Die Expertise dafür hat das Unternehmen seit 25 Jahren aufgebaut. Gegründet wurde es im Jahr 2000 von Fritz Dürsch, der zuvor über 20 Jahre im Sondermaschinenbau tätig gewesen war. Sein Sohn Alexander Dürsch stieg 2004 ins Unternehmen ein. Damals war gerade der Bereich Medizintechnik in der Entstehung. „Mein Vater war schon immer von Medizin begeistert und wollte das auch studieren, nur leider war ihm das nicht möglich“, sagt der heutige Firmenchef. Der erste Kunde sei auf der Suche nach einer medizinischen Liege gewesen, daher habe man angefangen, sich auf solche Produkte zu spezialisieren. 2005 folgte schließlich die Zulassung zum Medizingerätehersteller. „Wir sind Spezialisten für Mechanik und Verdrahtung“, erklärt Dürsch. Erforderliche Software werde von Partnerunternehmen programmiert. Man habe auch eine geringe Fertigungstiefe, die Spezialgebiete des Unternehmens seien Entwicklung und Montage, Endabnahme und Zulassungen von einfachen Medizingeräten der Klasse 1.

Ein weiteres Produkt, das als Prototyp in der Fertigung steht, erinnert an einen Hometrainer: Es hat einen Griff ähnlich wie ein Fahrradlenker und dahinter einen Sitz, auf dem man Platz nehmen kann. Allerdings fehlen die Pedale – denn das Gerät ist zum Abstützen für Personen gedacht, die eine neue Beinprothese benötigen. So können sie beim Maßnehmen, das oft einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt, ruhig in ihrer Körperposition verharren. Gleich dahinter steht ein neuartiger Brust-CT-Scanner der Firma AB-CT – Advanced Breast-CT GmbH in Erlangen. Die Komponenten werden von Ergo-Tec als qualifiziertem Fertigungspartner beschafft und montiert. In dem Scanner liegt die zu untersuchende Person in Bauchlage auf der Oberseite des Gerätes, wo sich eine Aussparung auf Brusthöhe befindet. Darunter im Gehäuseinneren ist die Scan-Vorrichtung installiert, die die Untersuchung aufnimmt. Dadurch erhalte man nicht nur eine bessere Bildgebung, sondern erspare den Patientinnen die Kompression des Brustgewebes, wie sie beispielsweise bei Mammografie-Geräten üblich ist, erklärt Dürsch.

Ergo-Tec: Weil die Gerätschaften und ihre Komponenten nachverfolgbar sein müssen, werden sie mit Scan-Geräten erfasst.
Effizienz steigern: Weil die Gerätschaften und ihre Komponenten nachverfolgbar sein müssen, werden sie mit Scan-Geräten erfasst.

Beteiligung an Forschungsprojekten

Neben solchen Kooperationsprojekten arbeitet Ergo-Tec auch an Forschungsvorhaben. So ist zum Beispiel aktuell gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Hochschule Hannover ein Anti-Dekubitus-Bett in Entwicklung, das bettlägerige Patienten vor Wundliegen schützen soll. Eine spezielle Matratze erkennt dabei druckbelastete Körperstellen und entlastet die betroffenen Regionen. Zwar ist dieses spezielle Bett noch nicht marktreif, ein Bedarf sei aber angesichts der zunehmenden Alterung der Bevölkerung definitiv gegeben, so Dürsch.

Damit das Unternehmen für derartige Entwicklungen auf qualifiziertes Personal zurückgreifen kann, spielt das Thema Fachkräfte für Ergo-Tec eine wichtige Rolle: Die Firma gewinne ihre Mitarbeiter aber vor allem durch Mundpropaganda, so Dürsch. Und er ergänzt: „Wir haben sogar fünf Ehepaare, von denen beide Partner bei uns in der Firma arbeiten.“ Für Bewerber aus dem Ballungsraum Nürnberg, Erlangen und Fürth sei die Erreichbarkeit des Firmensitzes in Wilhelmsdorf zwar schwierig – jedoch sei Homeoffice hilfreich, sodass man auch Fachkräfte anstellen könne, die weiter weg wohnen, da diese dann überwiegend von zuhause arbeiten. Ansonsten stammten die meisten der insgesamt etwa 40 Beschäftigten aus der Region Neustadt/Aisch und Forchheim.

Ein wichtiger Schritt, den das Unternehmen jüngst getätigt hat, war der Bau einer neuen Lagerhalle. Dabei hatten Dürsch und sein Team das Glück, dass sie ein Grundstück erwerben konnten, das direkt gegenüber vom Firmengelände auf der anderen Straßenseite liegt. „Wir waren platzmäßig zuletzt einfach voll, weshalb wir entschieden haben, dass unser Großteilelager in ein neues Gebäude umziehen soll“, sagt der Geschäftsführer. Das verschafft zusätzliche 270 Quadratmeter Platz, sodass die Firma ihren Fertigungsbereich ausbauen kann.

www.ergo-tec.com

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