Nachhaltig unterwegs
Geschäftsreisen: Klimaschonende Verkehrsmittel und Unterkünfte: Wie hält man den CO2-Fußabdruck klein?
Mal schnell von Nürnberg nach Berlin zum Meeting fliegen: Bis vor einigen Jahren war das gängige Geschäftspraxis. Heute ist es eher die Ausnahme: Viele Unternehmen möchten Dienstreisen – wenn sie denn nötig sind – nachhaltig gestalten. Und bald müssen sie das auch: In der Nachhaltigkeitsberichterstattung, die ab 2024 für größere Unternehmen Pflicht wird, spielen unter anderem auch die Umwelteffekte von Geschäftsreisen eine Rolle.
Der mittlerweile inflationär verwendete Begriff "Nachhaltigkeit" hat viele Facetten. In der Agenda 2030 verpflichteten sich die Vereinten Nationen, 17 globale Ziele für eine bessere Zukunft zu verfolgen (Sustainable Development Goals SDGs): Menschenwürdiges Leben und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen stehen dabei im Mittelpunkt. Damit dies gelingt, müssen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte beachtet werden. Für den Tourismus bedeutet das:
- Die Auswirkungen auf die Umwelt sollen möglichst gering sein (z. B. bei Transport, Energieverbrauch oder Nahrungsmittelproduktion).
- Die Menschen am Zielort sollen wirtschaftlich fair und sozial gerecht behandelt werden (z. B. angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in dem jeweiligen Land, die in Hotellerie, Gastronomie und Dienstleistungsbetrieben tätig sind).
- Die Reisenden sollen sich der Kultur ihrer Gastgeber so weit wie möglich anpassen und einen respektvollen und wertschätzenden Umgang pflegen.
Eine zentrale Rolle bei der Frage, wie man (Geschäfts-)Reisen nachhaltiger gestalten kann, spielt die An- und Abreise bzw. die Wahl der Verkehrsmittel. Der Großteil der Umweltschäden, die eine Reise verursacht, geht auf dieses Konto. Spitzenreiter in Sachen Klimaschädlichkeit ist das Flugzeug. Bei einem Flug von Nürnberg nach Paris werden pro Person 599 Kilogramm CO2 freigesetzt – ein Drittel des klimaverträglichen Jahresbudgets eines Menschen (Quelle: atmosfair.de).
Verkehrsmittel vergleichen
Auch in einem vollbesetzten oder vollelektrisch angetriebenen Pkw ist man wesentlich umweltfreundlicher unterwegs als im Flugzeug, so das Umweltbundesamt. Deutlich klimafreundlicher reist man zu Geschäftsanlässen allerdings mit Bahn oder Fernbus. Wie die Bahn in Sachen CO2-Ausstoß im Vergleich zu Pkw und Flugzeug abschneidet, kann man beim "Umweltmobilcheck" der Deutschen Bahn prüfen (www.umweltmobilcheck.de). Darüber hinaus lassen sich im Netz zahlreiche andere Online-Rechner finden, mit denen man den CO2-Fußabdruck von verschiedenen Verkehrsmitteln berechnen lassen kann.
Ist die Flugreise notwendig, weil die Entfernung zum Geschäftstermin zu groß oder das Zeitfenster für An- und Abreise zu klein ist, kann man eine Kompensationszahlung leisten. Es gibt zahlreiche Anbieter, die über diese Zahlungen Projekte finanzieren, durch die der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen kompensiert werden soll (z. B. durch den Ausbau regenerativer Energien). Im Jahr 2022 prüfte die Stiftung Warentest vier große Anbieter, von denen jedoch lediglich einer die Note "sehr gut" erhielt.
Es gibt eine große Anzahl von Siegeln, mit denen sich Beherbergungsbetriebe Nachhaltigkeit bescheinigen lassen. Prinzipiell unterscheidet man drei Gruppen:
- Siegel, für die messbare Nachweise erbracht werden müssen (z. B. sparsamer Wasserverbrauch, hohe Energieeffizienz). Ein Beispiel ist das europäische Umweltzeichen.
- Management-Normen, die die Prozesse eines Hotels prüfen (z. B. die Umweltmanagement-Norm ISO 14001).
- Siegel, die Management-Normen mit anderen Kriterien wie etwa Energieeffizienz und Verwendung lokaler Produkte verbinden (z. B. die branchenspezifischen Siegel Tourcert und Dehoga Umweltcheck).
Portale mit nachhaltigen Hotels
Bei der Online-Hotelbuchung ist Vorsicht geboten. Nicht immer kann man sich darauf verlassen, dass als nachhaltig bezeichnete Gastgeber diesem Anspruch auch genügen. Portale, die sich auf nachhaltige Unterkünfte spezialisiert haben, bieten hier mehr Sicherheit – vor allem dann, wenn sie eines der oben genannten Siegel aufweisen. Noch sind die Möglichkeiten schneller und einfacher Buchungen begrenzt. Wer ein nachhaltiges Hotel sucht, wird oft eine Internet-Recherche starten und Ausschau nach den oben genannten Siegeln halten müssen. Wissen sollte man jedoch auch, dass nicht alle Unterkünfte, die nachhaltig wirtschaften, dies auch per Siegel nachweisen können. Denn Zertifizierungen sind teuer und deshalb nicht für alle Beherbergungsbetriebe finanzierbar. Deshalb lohnt es sich, bei der Buchung nachzufragen, welche Anstrengungen das Hotel in Sachen Nachhaltigkeit unternimmt.
Dienstreisen nachhaltig zu gestalten ist sinnvoll. Und zwar nicht nur, weil der Gesetzgeber hier mehr fordert und man das eigene Gewissen beruhigt. Vielmehr achten auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zunehmend darauf, wie Unternehmen wirtschaften. Nachhaltige Dienstreisen mögen hier nur ein kleines Signal sein, aber auch sie tragen dazu bei, die Arbeitgebermarke zu stärken.
Autor/in: Roland Streicher
Roland Streicher gründete 1994 sein Unternehmen ReNatour in Nürnberg – einen der ersten nachhaltigen Reiseveranstalter Deutschlands, der umwelt- und sozialverträgliche Reisen und Unterkünfte in Europa anbietet (www.renatour.de).
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