Alles für den Wohn-Sitz
Möbel Fischer: Das Herzogenauracher Familienunternehmen ist seit 100 Jahren im Möbelgeschäft tätig.
Draußen herrscht ungemütliches, nass-kaltes Winterwetter, doch drinnen kann man es sich auf 10 000 Quadratmetern auf zahllosen Sofas, Sesseln und sonstigen gemütlichen Sitzgelegenheiten bequem machen. „Es ist hier schon eine Herausforderung, dass man die eigene Wohnung nicht immer neu einrichten möchte“, sagt Franziska Fischer inmitten von Tischen, Stühlen und weiteren Möbelstücken. Sie ist Geschäftsführerin der Möbel Fischer GmbH, die seit 100 Jahren in der Branche tätig ist. Neben dem Haupthaus und dem Zentrallager in Herzogenaurach betreibt das Unternehmen noch eine Filiale in Forchheim.
Entstanden ist das Möbelhaus 1924, als Michael Fischer, der Urgroßvater der heutigen Firmenchefin, in der Reytherstraße in Herzogenaurach einen Handwerksbetrieb gründete. Er führte diesen mit seiner Ehefrau Julie und war in der Anfangszeit als Sattler und Tapezierer tätig. Als solcher produzierte er Polstermöbel, Metallbettstellen, Linoleum und Gardinenleisten. 1938 zog der Betrieb in die Flughafenstraße um und vergrößerte sich in den Folgejahren mehrmals. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten die beiden Söhne Rudolf und Hans im Unternehmen mit. Letzterer machte einen Meisterabschluss als Tapezierer und Polsterer und die Familie spezialisierte sich auf die Herstellung und Aufarbeitung von Matratzen und Polstermöbeln.
Mitte der 50er Jahre verstarb Firmengründer Michael Fischer und seine Frau Julie wurde alleinige Eigentümerin. Das operative Geschäft leiteten allerdings ihre Söhne, bis sich deren Wege Mitte der 60er Jahre trennten. Hans Fischer bekam daraufhin von seiner Mutter Julie die alleinige Verantwortung für den Betrieb. Er entschloss sich zusammen mit seiner Frau Charlotte, nicht nur Möbel herzustellen, sondern diese auch zu vertreiben. Sein Sohn Michael Fischer und dessen Ehefrau Christina, beide ausgebildete Diplom-Kaufleute, traten 1983 in die Firma ein. Sie trieben vor allem in den 90er und 2000er Jahren die Expansion des Unternehmens voran: Möbel Fischer erweiterte, renovierte und modernisierte seine Firmengebäude mehrfach und eröffnete neue Standorte in der Region.
Beschäftigte lange dabei
2011 stieg die Tochter von Michael und Christina Fischer, die heutige Firmenchefin Franziska Fischer, als Assistenz der Geschäftsleitung ins Unternehmen ein. In den Folgejahren baute das Möbelhaus weiter um, renovierte, modernisierte und erweiterte seine Geschäftsräume. 2019 übernahm Franziska Fischer dann schließlich die Geschäftsführung. Sie hat nun Verantwortung für rund 70 Beschäftigte, die bei Möbel Fischer arbeiten, davon ein Auszubildender zur Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice. Neues Personal sei nicht einfach zu finden, sagt die Firmenchefin, vor allem sei es schwierig, innerhalb des Möbelsektors zu rekrutieren. Doch man könne die bestehende Belegschaft gut halten: Es gebe einen langjährigen Mitarbeiterstamm und man sei altersmäßig gut durchmischt.
Die Kunden kommen aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern rund um Herzogenaurach und Forchheim. Bis 2017 gab es noch einen Standort in Nürnberg, doch das Stadtgebiet sei ein „hartes Pflaster“, sagt Franziska Fischer, die sich auch ehrenamtlich im IHK-Gremium Herzogenaurach engagiert. Generell sei der Raum Nürnberg eine der Regionen in Deutschland mit der höchsten Dichte an Möbelhäusern, erklärt die Firmenchefin. Man konzentriere sich auch verstärkt auf Zielgruppen aus dem ländlichen Raum, dort sei es leichter, Stammkundschaft zu gewinnen. Das sei auch einer der Aspekte, mit denen man sich von Platzhirschen wie den großen Möbelhausketten abgrenzen könne.
Den Großteil des Geschäfts, etwa 40 Prozent, machen die Herzogenauracher mit Küchen, gefolgt von Polstermöbel mit etwa 20 Prozent. Zuletzt setzte das Familienunternehmen etwa zehn Mio. Euro im Jahr um. Doch 2023 war ein anstrengendes Jahr im Möbelhandel, berichtet Franziska Fischer. Denn dieser ist abhängig von der Baubranche: Gibt es keine neuen Wohnungen, werden weniger neue Küchen gekauft. Die allgemeinen Preissteigerungen führten zu Unsicherheiten bei den Kunden, so die Geschäftsführerin. Dann werden eher kleinteilige Einkäufe getätigt, beispielsweise das Sofakissen statt des Sofas. Und das laufende Jahr wird nach Fischers Einschätzung nicht einfacher: „Die Signale in der Baubranche sind nicht so rosig.“ Den Umsatz zu halten, ist daher aktuell das Ziel des Unternehmens.
„Digitaler Champion“
Auch die Digitalisierung will das Möbelhaus weiter voranbringen, selbst wenn es auf diesem Gebiet schon weit fortgeschritten ist. Treiber dafür war die Corona-Pandemie: Während dieser musste auch der Herzogenauracher Betrieb neue Ideen ausprobieren, um die im Handel verhängten Ladenschließungen kompensieren zu können. Das führte zu einigen Neuerungen, beispielsweise Beratungstermine digital zu vereinbaren. Gleichzeitig stellte die Firma die Möbel- und Küchenberatung auf papierlos um und das gesamte Verkaufsteam erhielt Tablets und Headsets. Digitalisiert wurden auch die Buchung von Wareneingängen sowie die Kommunikation zwischen den Montage-Teams vor Ort und den Sachbearbeitern.
Für diese und weitere Digitalisierungsmaßnahmen erhielt Möbel Fischer 2021 vom Forschungsinstitut „ibi Research“ an der Universität Regensburg die Auszeichnung „Digitaler Champion im bayerischen Einzelhandel“. Als Wermutstropfen bleibt für die Geschäftsführerin aber, dass die Möbelbranche in diesem Bereich insgesamt noch sehr schwerfällig sei. Auch die Lieferanten müssten in dieser Hinsicht aufholen, so ihre Einschätzung.
Doch generell mache sich das Online-Marketing für das Unternehmen bezahlt. So erreiche man beispielsweise junge Familien leichter, erklärt Fischer. Und eine umfangreiche Agenda für Vermarktungsaktivitäten steht im laufenden Jahr ohnehin an, schließlich hat das Möbelhaus mit dem 100-jährigen Bestehen einen Grund zum Feiern. So sind u. a. Aktionen für Stammkunden, Veranstaltungen für geladene Gäste und Gewinnspiele geplant. Die Organisation läuft dabei komplett im Haus, Fischer engagiert bewusst keine Agentur: „Persönlichkeit kann nur aus den eigenen Reihen transportiert werden“, so die Philosophie der Firmenchefin.
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