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Großbaustelle auf dem Köstner-Firmengelände in Neustadt an der Aisch: Geschäftsführer Dr. Norbert Teltschik (r.) und Karl Vogel, der das Neubauprojekt leitet.
Großbaustelle auf dem Köstner-Firmengelände in Neustadt an der Aisch: Geschäftsführer Dr. Norbert Teltschik (r.) und Karl Vogel, der das Neubauprojekt leitet.

Mächtige graue Betonsäulen ragen in den Neustädter Himmel. Eingerahmt werden sie von Gerüsten und Bauzäunen und über alledem thront ein roter Baukran. Obwohl die Sonne erbarmungslos auf die Baustelle in der Karl-Eibl-Straße heruntersticht, herrscht geschäftiges Treiben. Denn dort entsteht ein großer Neubau auf dem Firmengelände der Köstner-Gruppe. Damit dieser über ein stabiles Fundament verfügt, mussten wegen des weichen Bodens über 300 jeweils 18 Meter lange Bohrpfähle gesetzt werden. Die großen Betonsäulen bilden das Gerüst für einen Gebäudekomplex, in dem ab dem kommenden Sommer Büros, Verkaufs- und Ausstellungsräume sowie Lagerflächen untergebracht werden sollen. „Wir brauchen einfach mehr Platz“, sagt Dr. Norbert Teltschik, Geschäftsführer der Köstner-Gruppe. Temperiert wird der Neubau künftig mit einem Verfahren, das sich „mit Eis heizen“ umschreiben lässt: Dafür wurde ein 20 mal 20 Meter großer Behälter in den Boden gelassen, in der Wasser mittels Wärmepumpen so aufbereitet wird, dass man damit die Räume im Sommer kühlen und im Winter heizen kann.

Viele der Materialien und Gerätschaften, die auf der Baustelle verwendet und verarbeitet werden, stammen aus dem Köstner-Sortiment selbst. Schließlich ist die Gruppe ein Fach- und Großhandelsunternehmen für Handwerk und Industrie. Zur Produktpalette gehören da natürlich Maschinen und Werkzeuge, aber auch Komponenten für den Hausbau wie Türen, Tore, Dachfenster, Bedachungen, Heizungs- und Haustechnik, Gartentechnik sowie Befestigungs- und Sicherheitstechnik. Sogar Bädereinrichtungen und Haushaltswaren finden sich im Produktspektrum. Ein weiteres Standbein ist das Stahlzentrum, das sich auf Handel und Anarbeitung von Stahl spezialisiert hat. „Wir beauftragen bei unseren Bauarbeiten natürlich Firmen, die bei uns auch Kunden sind“, sagt Teltschik. Da spiele auch der Gedanke der Regionalität eine Rolle.

Entstanden ist das Unternehmen vor 90 Jahren: Firmengründer Richard Köstner erwarb 1934 in der Wilhelmstraße in Neustadt an der Aisch eine Eisen- und Kohlenhandlung mit zwei Angestellten. Nach dem Zweiten Weltkrieg und einer dadurch erzwungenen Unterbrechung baute er das Geschäft aus und kaufte 1959 einen 6 000 Quadratmeter großen Grund in der heutigen Karl-Eibl-Straße – der Grundstein für die Firmenzentrale. 1960 entstand dort der erste Teil einer Stahlhalle, die 1972 verlängert wurde. Der Firmengründer verstarb jedoch 1967 sehr früh, weshalb sein Schwiegersohn Rudolf Teltschik die Geschäfte übernahm. Er konnte die positive Entwicklung des Unternehmens fortsetzen, wozu unter anderem die Sortimentsbereiche Stahl und Sanitär beitrugen. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit verlagerte sich im weiteren Verlauf zunehmend in die Karl-Eibl-Straße, wo seit 1995 auch die Verwaltung angesiedelt ist.

Ins Unternehmen reingeboren

1997 übernahm Norbert Teltschik die Geschäftsführung von seinem Vater. Als Teil einer Unternehmerfamilie werde man da reingeboren, sagt der Firmenchef. „Meine Großmutter hat schon gesagt: ‚Du wirst einmal Eisenhändler‘“, erinnert er sich. Von daher bestand zwar eine gewisse Erwartungshaltung an ihn als Ältesten von seinen Geschwistern. Doch sein Vater habe ihm auch nicht gesagt, dass er das machen müsse. Im Rückblick stellt Teltschik fest: „Ich würde es heute wieder so machen.“ Denn am Unternehmersein schätzt er die damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten – also entscheiden zu können, ohne dass man jemanden fragen muss. Und auch die Vielseitigkeit dieses Berufs möchte er nicht missen: „Ich kann mir nicht vorstellen, einen Job zu haben, wo ich immer das Gleiche mache und ich heute schon weiß, was ich nächstes Jahr machen werde.“ Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit ist der Geschäftsführer auch als IHK-Vizepräsident sowie als Vorsitzender des IHK-Gremiums Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ehrenamtlich
engagiert.

Köstner-Chef Dr. Norbert Teltschik in einer Lagerhalle seines Unternehmens.
Köstner-Chef Dr. Norbert Teltschik in einer Lagerhalle seines Unternehmens.

Nachdem Teltschik bei Köstner in die Geschäftsleitung eingetreten war, übernahm die Firma 1998 einen Sanitärgroßhandel in Ansbach und firmierte Anfang 2001 zu einer nicht-börsennotierten Aktiengesellschaft um. 2002 folgte die Übernahme eines Stahllagers in Plauen, das fortan als rechtlich selbstständige GmbH unter der Bezeichnung „Köstner Stahlzentrum“ geführt wurde. Der Stahlhandel siedelte 2005 von Neustadt nach Diespeck in ein neues Lager um. Heute betreibt Köstner zusammen mit dem Hauptsitz insgesamt neun Standorte, die in Ansbach, Bamberg, Diespeck, Eibelstadt, Forchheim, Lichtenfels, Plauen und Selb liegen.

Bislang war Teltschik Geschäftsführer der Richard Köstner AG, bestehend aus den Geschäftsbereichen „Fachzentrum für Handwerk und Industrie“ sowie „Stahlzentrum“. Jetzt wurde für das Unternehmen im Ganzen eine Holding-Struktur etabliert. Den Stahl-Bereich – die Köstner Stahlzentrum GmbH – führt Teltschik zusammen mit Andreas Heilmann, die Sparte für Handwerk und Industrie – die Köstner Fachzentrum GmbH – mit Karl Vogel. „Wir sind damit unabhängiger von meiner Person, gleichzeitig teile ich damit Verantwortung auf und stelle auch die Weichen für eine künftige Nachfolge“, erklärt Teltschik. Um die Stabübergabe der Köstner-Gruppe ist ihm daher nicht bang: Man habe eine zweite Reihe, die sich schon einmal warmlaufen könne, und auch in seiner eigenen Familie gebe es potenzielle Nachfolger.

Ausbildungsplätze komplett besetzt

Nicht nur an der Unternehmensspitze, sondern auch unter den Beschäftigten kümmert sich das Neustädter Unternehmen um die Nachfolge. Denn der Fachkräftemangel beschäftigt auch Firmen wie Köstner: „Das ist ein großes Wachstumshemmnis“, so Teltschiks Einschätzung. „Wir machen aber schon seit Langem vieles, was heute dazu propagiert wird.“ Als Beispiel führt er unter anderem die „Power-Azubi-Schmiede“ an, ein firmeninternes Trainingsprogramm, mit dem Köstner seit zehn Jahren Kompetenzen wie Kommunikations-, Team- und Konfliktfähigkeit der Azubis fördert. Maßnahmen wie diese scheinen sich auszuzahlen: Dem Firmenchef zufolge können die Ausbildungsplätze immer noch besetzt werden. Insgesamt machen derzeit 32 junge Leute ihre Ausbildung. Ein weiteres Vorhaben beim Thema Fachkräftegewinnung ist der Aufbau einer Köstner-Akademie, die im kommenden Jahr starten soll. „Damit wollen wir unsere Schulungsangebote systematisieren und verstärken“, erklärt Teltschik. Diese können sowohl von der eigenen Belegschaft als auch von Kunden wahrgenommen werden.

Neben dem Fachkräftemangel ist aktuell auch die schwache Baukonjunktur eine Herausforderung. In dieser Situation erweise sich das umfangreiche Sortiment der Köstner-Gruppe mit ihrer diversifizierten Kundenstruktur als vorteilhaft, so der Geschäftsführer. Mittelfristig rechnet er aber damit, dass sich auch die Lage am Bau wieder stabilisieren wird. Immerhin trägt dazu auch sein Unternehmen mit der eigenen großen Baustelle bei.  

Autor/in: jf.

www.koestner.de

Webcode: N642