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Geschäftsführer Harald Höglmeier (r.) von der HP-T Höglmeier Polymer-Tech GmbH & Co. KG in Ellingen begutachtet mit seinem Sohn Johannes Höglmeier zerkleinerte Folienreste.
An der neuen Extruder-Linie: Geschäftsführer Harald Höglmeier (r.) begutachtet mit seinem Sohn Johannes Höglmeier zerkleinerte Folienreste.

unkelgrau schimmern die Regranulat-Teilchen, die Harald Höglmeier aus einem kleinen transparenten Plastikbeutel in die geöffnete Hand leert. „Was für den Laien aussehen mag wie Abfall, daraus produzieren wir hochwertiges Regranulat“, erklärt der Geschäftsführer der HP-T Höglmeier Polymer-Tech GmbH & Co. KG. Aus dem Material werden später hochwertige Kunststoffteile in unterschiedlichen Formen entstehen. Rund 20 000 Tonnen davon schickt HP-T Höglmeier jedes Jahr an seine Kunden, die diese zu unterschiedlichsten Kunststoffprodukten verarbeiten. 

1990 von Otto Höglmeier als Kunststoff-Recyclingzentrum in Raitenbuch gegründet, hat sich HP-T über die Jahre auf die Vermahlung, Regranulierung und Compoundierung, also die Veredelung von Kunststoffen durch Beimischung von Zusatzstoffen, spezialisiert. 2012 erweiterte HP-T Höglmeier sein Unternehmen um einen neuen Standort in Ellingen. Heute sind an den beiden Betriebsstätten rund 30 Beschäftigte tätig.

Plastik beziehungsweise Kunststoff hat oftmals keinen guten Ruf – viele denken an Plastiktüten im Meer oder Plastikteilchen auf Äckern und Feldern, die in Form des gefürchteten Mikroplastiks immer öfter auch im Trinkwasser oder in Lebensmitteln landen können. Was in Form von Wegwerfprodukten und Verpackungen ein echtes Problem für die Umwelt darstellt, wird in der Industrie sehr geschätzt: die Langlebigkeit von Kunststoff.

„Technische Kunststoffe haben im Vergleich zu anderen Materialen durchaus positive Eigenschaften und sind darauf ausgelegt, möglichst lange eingesetzt zu werden“, sagt Harald Höglmeier. Außerdem könne Kunststoff sehr gut wiederverwertet werden. Möglich sei dies durch vorausschauende Produktentwicklung, die den gesamten Produktlebenszyklus betrachtet: „Kunststoffprodukte, die recycelt werden sollen, müssen von Anfang an so konzipiert sein, dass man die Werkstoffe später sortenrein trennen und wieder dem Kreislauf zuführen kann“, erklärt der Firmenchef. „Designed for recycling“ sei der Begriff der Stunde.

Hersteller in die Verantwortung nehmen

Harald Höglmeier ist überzeugt, dass sich ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit bei modernen Kunststoffprodukten gut vereinbaren lassen. Zumal es für viele technische Anforderungen in der Industrie kaum wirtschaftliche Alternativen zum Kunststoff gebe. Die Kunststoffaufbereitung spare im Vergleich zur Neuherstellung bis zu 85 Prozent an Energie ein. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz zielt darauf ab, natürliche Ressourcen zu schonen und den Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bearbeitung von Abfällen sicherzustellen. Durch die geänderte Abfallrahmenrichtlinie sollen Abfälle vermieden und vermehrt recycelt werden.

„Das mag sich in der Theorie alles gut anhören. Dann muss es aber auch verpflichtende Recyclingquoten geben“, sagt Christopher Schmal, der seit 2019 den neuen Geschäftsbereich für Forschung und Entwicklung leitet. Er war nach einem berufsbegleitenden Studium der Kunststofftechnik am Kunststoffcampus in Weißenburg bei HP-T eingestiegen. „Wenn das Neugranulat aus Asien günstiger ist als ein Rezyklat aus Deutschland, kauft der Kunde im Zweifelsfall das günstige asiatische Produkt.“ Um regionale Rezyklate wettbewerbsfähig halten zu können, müssten Neukunststoffe aus Asien zum Beispiel mit Einfuhrzöllen belegt werden. Aber auch Hersteller müssten mehr in die Verantwortung genommen werden, um im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes zu handeln, also auch Abfallprodukte regional zu recyclen und wiederzuverwerten. Viele der Kunden von HP-T machten dies bereits, so Schmal.

Zusammen mit einem Technologieunternehmen aus der Region hat HP-T ein Verwertungskonzept für Folienreste entwickelt: „Die Folien, die bislang nach Asien verschifft wurden, können nun lokal bei uns in Raitenbuch upgecycelt und mittels Compoundierung zu hochwertigen Kunststoffgranulaten verarbeitet werden“, erklärt Christopher Schmal. Der neue, erst 2023 eingeweihte Extruder funktioniere ähnlich wie ein Fleischwolf: Die Folie kommt aufs Band, eine sich drehende beheizte Schnecke schmilzt den Kunststoff auf, homogenisiert und verdichtet ihn. Beim Extrudieren wird das geschmolzene Material durch Düsen gepresst und kommt in Strängen wieder heraus. Je nach Kundenwunsch können noch Additive oder Farbstoffe zugesetzt werden. Die abgekühlten Stränge werden schließlich in einem weiteren Verarbeitungsschritt zum kleinteiligen Rezyklat verarbeitet. Der geringe nicht zu verwertende Rest wird an einer Stelle als bunte breiige Masse vom Extruder ausgespuckt. „Wir können im Extruder 99 Prozent des Ausgangsproduktes regranulieren“, erklärt Schmal, während er die Maschine vorführt.

Bei einem Forschungsprojekt mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Ansbach arbeitete HP-T Höglmeier außerdem an einer umweltfreundlichen Methode zur Entlackung von lackierten Kunststoffbauteilen. Sie stellen in der Wiederverwertung eine große Herausforderung dar, weil die Lackpartikel die Qualität des Recyclingmaterials mindern.

Bei HP-T lege man großen Wert auf lokale Ressourcenquellen, die verarbeiteten Materialien kommen nach eigenen Angaben zum Großteil von Kunden aus der Region. Die energieintensiven Produktionsprozesse werden weitgehend durch autark erzeugte erneuerbare Energien gedeckt, wenn die firmeneigene Photovoltaikanlage auf dem Dach genügend Sonne liefert.

Vom Recycling zum Upcycling

Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, das Sammeln von Wertstoffen und deren Wiederaufbereitung und -verwertung hat bei HP-T Höglmeier schon eine längere Geschichte: 1990 entstand in Raitenbuch das erste Kunststoff-Recyclingzentrum Süddeutschlands. Daraus ging schließlich 2001 die HP-T Höglmeier Polymer-Tech GmbH & Co. KG hervor. „Als der Firmengründer Otto Höglmeier 1972 mit Recyling anfing, war das weder in Weißenburg noch in der Gesellschaft überhaupt ein Thema“, erinnert sich Harald Höglmeier. Anstatt Altpapier und Kartonagen einfach nur zu deponieren, habe sein Vater sie damals gesammelt, um sie in den Rohstoffkreislauf zurückzuführen. 

Doch mit Altpapier und Gelbem Sack habe man heute nicht mehr viel zu tun. Das Verwertungskonzept ist ein anderes: „Mit Haushaltsmaterialien war es Downcycling, heute betreiben wir Upcyling. Das heißt, wir werten die Stoffe auf“, erklärt Johannes Höglmeier, Sohn des Geschäftsführers, der für Vertrieb und Strategie zuständig ist. Zusammen mit seinem Vater Harald und seinem Bruder Maximilian Höglmeier, der sich bei HPT-T um die Finanzen und das Controlling kümmert, möchte er das Familienunternehmen in dritter Generation weiterführen.

Autor/in: Kathrin Lucia Meyer (klm.)

www.hp-t.de

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