Wo wird was ausgeschrieben?

"Wir wollen der bayerischen Wirtschaft den Zugang zu öffentlichen Aufträgen ermöglichen und erleichtern. Das ist das wesentliche Ziel unserer Arbeit." So fasst Joachim Burk, Geschäftsführer des Auftragsberatungszentrums Bayern e. V. (ABZ Bayern), dessen Auftrag zusammen. Dabei liege der Schwerpunkt auf öffentlichen Aufträgen im Liefer- und Dienstleistungsbereich. Die Beratung zu deutschen und europäischen Aufträgen sowie zu Ausschreibungen der Vereinten Nationen ist kostenfrei. Das kommt insbesondere kleinen Unternehmen zugute, die keine Mitarbeiter eigens für dieses Thema abstellen und sich keine Fachanwälte leisten können. Getragen wird das ABZ von den bayerischen IHKs und Handwerkskammern, gefördert wird es vom Bayerischen Wirtschaftsministerium. Vorstandsvorsitzender ist derzeit Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK für Niederbayern in Passau.

Öffentliche Ausschreibungen sind ein komplexes Thema, das einen hohen Aufwand erfordert und viele rechtliche Fallstricke bereithält. So manchem Unternehmen fällt es schwer, sich in den juristischen und formalen Vorgaben zurechtzufinden. Das ABZ bietet sich deshalb als Anlaufstelle für die Unternehmen an, um bei der Teilnahme an Ausschreibungen alles richtig zu machen.

Umgekehrt ist das ABZ auch für die öffentlichen Auftraggeber tätig: Es unterstützt sie dabei, vergaberechtskonform auszuschreiben und geeignete Bieter zu finden. Außerdem wird aufgezeigt, wie Behörden und öffentliche Einrichtungen Ausschreibungen so gestalten, dass sie für Interessenten aus dem Mittelstand gut bewältigt werden können. "Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen öffentlichen Auftraggebern und bayerischer Wirtschaft", so Burk.

Die Experten unterstützen die Betriebe dabei, sich an Ausschreibungen zu beteiligen – und zwar nicht nur in Bayern, sondern auch in den anderen Bundesländern und im Ausland. Im Fokus der internationalen ABZ-Aktivitäten stehen die öffentlichen Märkte in den EU-Nachbarländern sowie weltweite öffentliche Aufträge im Rahmen der Entwicklungshilfe. Möglich wird diese intensive Beratungstätigkeit über den Freistaat Bayern hinaus durch vielfältige Kontakte zu nationalen und internationalen Beratungsstellen. So ist das ABZ Mitglied im Netzwerk der Auftragsberatungsstellen der Bundesländer (ständige Konferenz der Auftragsberatungsstellen), die sich untereinander abstimmen. Deutschland- und weltweite Kontakte unterhält das ABZ darüber hinaus über die Netzwerke der IHKs und der Handwerkskammern. Außerdem ist das ABZ Mitglied im "Enterprise Europe Network" der Europäischen Kommission, dem europaweiten Unterstützungsnetzwerk für kleine und mittlere Unternehmen. Über dieses Netzwerk ist das ABZ mit rund 600 Organisationen in über 60 inner- und außereuropäischen Ländern verlinkt. Eine weitere wichtige Aufgabe sieht das ABZ darin, sich für eine mittelstandsfreundliche Gestaltung des deutschen und europäischen Vergaberechts einzusetzen.

Dies sind die wichtigsten Dienstleistungen des Auftragsberatungszentrums für den bayerischen Mittelstand:

Benennung von Unternehmen und Beratern / Bieterdatenbank: Das ABZ weist Auftraggeber auf zuverlässige und leistungsfähige Bewerber hin. Zu diesem Zweck führt das ABZ eine Bieterdatenbank mit derzeit ca. 3 500 bayerischen Unternehmen, die an Liefer- und Dienstleistungsaufträgen der öffentlichen Hand interessiert sind. Unternehmen, die sich ebenfalls in der Bieterdatenbank registrieren lassen wollen, müssen einen Antrag beim ABZ stellen.

Öffentliche Auftraggeber suchen zunehmend nach kompetenten Beratern, die sie bei ihren Ausschreibungen unterstützen. Auch hier hilft die ABZ-Bieterdatenbank weiter, denn dort können sich auch qualifizierte Berater eintragen lassen.

Amtliches Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen für den Liefer- und Dienstleistungsbereich (AVPQ): Unternehmen, die eine sogenannte Präqualifizierung durchlaufen haben (vorgelagerte Eignungsprüfung unabhängig von einer bestimmten Ausschreibung), erleichtern sich und den Auftraggebern die Teilnahme an Ausschreibungen. Das ABZ berät und präqualifiziert Bewerber, die dann in das amtliche Verzeichnis AVPQ eingetragen werden (vormals PQ-VOL). Dieses amtliche Verzeichnis ist eine Online-Datenbank, die von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) geführt wird. Dort können sich präqualifizierte Unternehmen und freiberuflich Tätige aus dem Liefer- und Dienstleistungsbereich eintragen lassen. Der Eintrag des Unternehmens im AVPQ gilt dann als Eignungsnachweis in einem Vergabeverfahren. Das bedeutet: Es wird davon ausgegangen, dass das registrierte Unternehmen geeignet ist, sodass die Vergabestelle dessen Eignung nur in begründeten Ausnahmefällen in Zweifel ziehen darf.

Beratung: Rund 3 000 telefonische und persönliche Beratungsgespräche führen die ABZ-Mitarbeiter jedes Jahr. Standardanfragen von Unternehmen und öffentlichen Auftraggebern sind ebenso darunter wie individuelle Probleme, die in teilweise mehrstündigen Einzelgesprächen geklärt werden. "Eine vergleichbare qualifizierte und kostenlose Beratung zum Thema öffentliches Auftragswesen wird in Bayern von keiner anderen Institution angeboten", so Joachim Burk.

Schulungen: Für Unternehmen bietet das ABZ bayernweit Schulungen in Eigenregie sowie in Zusammenarbeit mit den IHKs und den Handwerkskammern an. Für Auftraggeber gibt es Schulungen am ABZ-Standort München und auf Wunsch auch Inhouse-Schulungen.

Bis zum Jahresende sind noch folgende Webinare zu Vergabe-Themen geplant (Anmeldung jeweils über die Homepage www.abz-bayern.de, Rubrik "Veranstaltungen"):

• E-Rechnungen – Vorgaben erfüllen und Vorteile nutzen (Dienstag, 17. Oktober, 10 bis 11.30 Uhr)
• Vergabe von Verpflegungsdienstleistungen (Mittwoch, 25. Oktober, 9 bis 15 Uhr)
• Eintrag ins Amtliche Verzeichnis (AVPQ) – Vorteile für Unternehmen (Dienstag, 14. November, 10 bis 11.30 Uhr)
• Vergabe von Versicherungsdienstleistungen / Cyberversicherungen (Dienstag, 21. November, 9 bis 13 Uhr)
• Ausschreibung von Reinigungsleistungen (Donnerstag, 7. Dezember, 10 bis 17 Uhr).

Informationsangebot: Das ABZ hat eine Reihe von Merkblättern und Checklisten zu den wichtigsten Themen des öffentlichen Beschaffungswesens entwickelt. Auf der Internet-Seite des ABZ www.abz-bayern.de sind diese Produkte sowie weitere, stets aktualisierte Informationen zum Auftragswesen zu finden. Außerdem informiert das ABZ monatlich im E-Mail-Newsletter "Auftragswesen aktuell" über aktuelle Entwicklungen auf dem öffentlichen Markt.

Autor/in: Thomas Tjiang (tt.)

www.abz-bayern.de