Mittelfränkisches Vorzeige-Unternehmen
Einzelhandel: Der Handelsverband Bayern (HBE) in Mittelfranken kürte die Zweirad Gruber GmbH zum "Unternehmen des Jahres 2023".
Das Unternehmen stelle sich laufend auf veränderte Marktsituationen und Kundenwünsche ein, fasst HBE-Bezirksgeschäftsführer Uwe Werner die Jury-Entscheidung zusammen. Damit sichere der Gunzenhäuser Familienbetrieb mit seinen 30 Beschäftigten seine Zukunft. Mit der Auszeichnung würdigt der mittelfränkische Handelsverband alljährlich Innovation und Kreativität im Einzelhandel, die als "Best Practice" beispielgebend sind.
"Über die Auszeichnung habe ich mich sehr, sehr gefreut", sagt Erika Gruber, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Herbert seit 1973 die Geschäfte in zweiter Generation führt. In dieser Zeit sei es gelungen, mit "Leidenschaft für den Betrieb" ein kontinuierliches Wachstum zu erreichen. Auf rund 1 500 Quadratmetern finden sich 2 000 bis 3 000 Fahrräder, davon mittlerweile mehr als die Hälfte E-Bikes. Zweirad Gruber bot als eines der ersten Unternehmen in der Region die E-Variante an. Das Familienunternehmen, in das bald die vierte Generation einsteigt, profitiert auch vom Fahrradtourismus am Altmühlsee. Gruber setzte sich dafür ein, dass in dieser Region das Radwegenetz ausgebaut wird. Die Unternehmerin, die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes ist, engagiert sich zudem seit vielen Jahren im IHK-Ehrenamt. So ist sie als Mitglied der Vollversammlung, im IHK-Gremium Weißenburg-Gunzenhausen und in den Ausschüssen für Handel und Dienstleistung, für Verkehr, Logistik und Mobilität sowie für Fachkräftesicherung aktiv. Außerdem war sie von 2005 bis 2020 IHK-Vizepräsidentin.
Unter dem Leitsatz "Stark auf zwei Rädern" legt sie besonderen Wert auf guten Service. Auf Wunsch werden Kunden aus Stuttgart oder Frankfurt auch am Samstag in der Werkstatt betreut. Ihr Erfolgsrezept gerade gegen Filialisten auf der grünen Wiese sei es, sich nicht in einen Preiswettbewerb zu begeben, sondern besonders auf die Qualität der Produkte zu achten. "Wer billig einkauft, muss zweimal einkaufen", so die Überzeugung der Einzelhändlerin. Trotz aktueller Schwierigkeiten in der Branche geht sie auch in diesem Jahr von einem Umsatzplus aus.
HBE-Bezirksgeschäftsführer Werner zog anlässlich der Preisverleihung eine Bilanz des Geschäftsjahres im Einzelhandel. Er rechnet für die mittelfränkischen Einzelhändler im diesjährigen Weihnachtsgeschäft mit einem nominalen Zuwachs von zwei Prozent. Angesichts der hohen Inflation bleibt jedoch preisbereinigt ein Minus von fünf Prozent übrig. Die Einzelhändler bekämen die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die hohen Energiepreise zu spüren: "Das dämpft die Kauflaune." Die Branche geht davon aus, dass die Verbraucher rund 295 Euro pro Kopf für Geschenke ausgeben. Mittlerweile scheint auch das jahrelang anhaltende Wachstum des Online-Handels gebrochen. "Hier werden die Umsätze im Weihnachtsgeschäft nominal gehalten." Das wäre ein reales Minus von 4,5 Prozent.
Die Zahl der mittelfränkischen Ladengeschäfte geht in diesem Jahr voraussichtlich um rund 200 auf 7 200 zurück. Mit Blick auf den verwaisten Kaufhof-Standort und den seit Jahren leerstehenden "City Point" in Nürnberg spricht Werner von einem "schwarzen Loch in der Innenstadt". Trotz der insgesamt durchwachsenen Stimmung bei den Händlern gebe es auch Läden, die bereits wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben. Für den innerstädtischen Handel werde das Thema Erlebnis immer wichtiger: "Ware rein und raus wird in Zukunft nicht mehr ausreichen." Für das Gesamtjahr erwartet Werner im mittelfränkischen Einzelhandel ein nominales Umsatzplus von drei Prozent auf 9,8 Mrd. Euro. Die Zahl der Beschäftigten liege stabil bei 52 000, die Zahl der Azubis legte sogar um rund 15 Prozent auf 2 100 zu. Werner vermutet, dass die neue Ausbildung zu E-Commerce-Kaufleuten dazu beigetragen hat.
Autor/in: Thomas Tjiang (tt.)
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