Tests für keimfreie Produkte
Quality Labs: Der Nürnberger Labordienstleister prüft Materialien und Oberflächen auf ihre antimikrobielle Wirkung.
Ganz gleichmäßig und parallel trägt die kleine Mikrospritze die Probenflüssigkeit auf die sich drehende Petrischale auf. Auf der Nährsubstanz entsteht ein Muster in Form einer Spirale, das fast schon hypnotisch wirkt. Doch in einen Trance-Zustand verfällt man beim Zuschauen nicht, denn innerhalb weniger Sekunden hat das Laborgerät den Vorgang mit der Spritze beendet und lässt sie in einen Abfallbehälter fallen. Spiralplattierung heißt dieser Prozess, bei dem automatisiert eine Verdünnungsreihe der Lösung erstellt wird.
Es ist eine der Methoden, die bei der Quality Labs BT GmbH in Nürnberg Routine sind. Das Kürzel „BT“ steht für „Biomaterial Testing“. Der Labordienstleister prüft im Auftrag seiner Kunden, ob Oberflächenbeschichtungen mit speziellen Additiven eine antimikrobielle Wirkung haben bei den Produkten, für die sie eingesetzt werden. Johanna Dittmann, Technische Leiterin des Unternehmens und studierte Bioanalytikerin, nimmt die Petrischale aus dem Gerät und zeigt zum Vergleich eine Schale, in der die Probeflüssigkeit sich schon entfalten konnte. Dort sieht man deutlich, wie sich die Bakterien kreisförmig in dem Behältnis verteilen. Um festzustellen, ob ein Produkt, beispielsweise ein Katheter, tatsächlich antimikrobiell wirkt, ermittelt das Labor also, ob sich im Vergleich zu einem unbehandelten Artikel die Zahl der Keime verringert, erklärt Dittmann.
Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft des Nürnberger Medizintechnik-Anbieters Bio-Gate AG. Die Firmengründer Dr. Thorsten Bechert und der frühere Geschäftsführer Dr. Peter Steinrücke hatten Ende der 90er Jahre an der Uni-Klinik Erlangen einen mit Mikrosilber beschichteten Katheter entwickelt – er senkte die Infektionsrate deutlich. Das Ergebnis konnte durch einen sogenannten Proliferationstest nachgewiesen werden, bei dem die Zellvermehrung ermittelt wird. In dieser Testmethode erkannten die Gründer ein Geschäftspotenzial und vermarkteten sie entsprechend – so entstand letztendlich 2004 das eigenständige Unternehmen Quality Labs BT GmbH. Im Lauf der Jahre baute das Unternehmen sein Testspektrum aus, sodass nun auch Farben, Lacke, Textilien und Kosmetika auf ihre antimikrobielle Wirkung hin geprüft werden konnten. Somit erweiterte sich auch der Kundenkreis. Infolge der Covid-Pandemie wurden dann Phagentests als Testmodell z. B. gegen Corona-Viren stärker von den Kunden nachgefragt. Inzwischen seien aber Antibiotika-Resistenzen wieder mehr in den Vordergrund gerückt, sagt Dittmann.
2022 folgte der Umzug einige Meter weiter in neue Laborräume. Dafür investierte die Firma auch in neue Gerätschaften mit erweiterten Funktionen. Auf insgesamt 360 Quadratmetern Büro- und Laborfläche arbeiten derzeit sieben Beschäftigte, die teilweise auch von Werkstudierenden unterstützt werden. Personell wachsen wolle man, wenn es die Testkapazitäten hergeben, erklärt Tanja Meerbrei, zuständig für Vertrieb und Marketing. In naher Zukunft möchte Quality Labs aber die Kapazitäten für Medizinprodukte ohnehin ausbauen, so die Zell- und Molekularbiologin. Zudem wolle man stärker auf anwendungsbezogene Tests setzen, die speziell auf Kundenwünsche zugeschnitten sind.
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