Hochkräftige Experten gesucht!
Chance für hochqualifizierte Fachleute: Karriere als öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige starten.


Man lernt ständig dazu. Mit jedem Fall erweitert man sein eigenes Know-how“: So beschreibt Peter Swoboda einen der Gründe, warum er mit Begeisterung als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger aktiv ist. Er wurde von der IHK Nürnberg für Mittelfranken als Sachverständiger für das Fachgebiet „Geotechnische Erkundung und Beurteilung von Altlasten, Sanierungsplanung“ öffentlich bestellt und vereidigt. Bei den vielen Gutachten, die er seit 1995 als Sachverständiger angefertigt hat, ging es beispielsweise um die unsachgemäße Entsorgung von Böden und Abfällen, um die illegale Verfüllung von Gruben oder um Streitigkeiten bei Abrechnungen.
Jahrhundertelange Tradition
Das Sachverständigenwesen in Deutschland hat eine lange Tradition. Schon im 19. Jahrhundert sorgten private Dampfkessel-Überwachungsvereine für die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Anlagen. Die Gründung des Deutschen Reichs 1871 war dann die Geburtsstunde für die öffentliche Bestellung von Sachverständigen durch unabhängige Experten. „Seit den 1960er Jahren hat die Anzahl an Prozessen zugenommen und Sachverständige vor Gericht wurden verstärkt gebraucht“, fasst Bernhard Floter, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Instituts für Sachverständigenwesen (IfS), zusammen. Ein Schwerpunkt des vor über 50 Jahren gegründeten Vereins liegt darauf, Sachverständige auf den Gerichtsalltag vorzubereiten. Etwa 180 Institutionen aus allen Bereichen des Sachverständigenwesens sind Mitglied im Verein, darunter auch alle Industrie- und Handelskammern.
Aktuell sind im deutschlandweiten IHK-Sachverständigenverzeichnis (https://svv.ihk.de) etwa 7 800 öffentlich bestellte Sachverständige gelistet, bei den Handwerkskammern sind es rund 6 000. „Das sind zehn bis zwölf Prozent weniger als vor fünf Jahren“, so Floter. Aktuell liegt das Durchschnittsalter der Sachverständigen bei ca. 60 Jahren. Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel treffen also auch das Sachverständigenwesen. Die positive Seite: Es gibt gute Chancen für junge Expertinnen und Experten, die eine Karriere als öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige starten oder sich damit ein zweites Standbein schaffen möchten.
Ablauf der öffentlichen Bestellung
Fachleute können sich bei den IHKs in mehr als 250 Gebieten von A wie „Abdichtung und Wärme- und Feuchtigkeitsschutz“ über L wie „Lüftungs- und Klimatechnik“ bis V wie „Vorbeugender Brandschutz“ als Sachverständige öffentlich bestellen und vereidigen lassen. Vor jeder Bestellung prüft die IHK die persönliche und fachliche Eignung des jeweiligen Antragstellers. Dabei kann sie Referenzen einholen, sich vom Antragsteller erstattete Gutachten vorlegen lassen, Stellungnahmen fachkundiger Dritter abfragen, die Einschaltung eines Fachgremiums veranlassen und weitere Erkenntnisquellen nutzen. Die IHKs vor Ort informieren Interessentinnen und Interessenten gerne darüber, welche Voraussetzungen sie mitbringen und welche Unterlagen sie vorlegen müssen und wie das Bestellungsverfahren konkret abläuft.
Vielfältige Einsatzgebiete
Die IHK Nürnberg für Mittelfranken beaufsichtigt derzeit rund 154 öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige. Zu den größten Gruppen gehören Experten für die Fachgebiete „Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken“, „Schäden an Gebäuden“ sowie „Kraftfahrzeugschäden und -bewertung“. Darüber hinaus gibt es aber auch Sachverständige für so spezielle Themenfelder wie beispielsweise „Orientteppiche“, „Schiffseichaufnahmen“ und „Startplätze von Ballonen“.
Ein weiteres Einsatzgebiet, das immer stärker an Bedeutung gewinnt, ist die außergerichtliche Streitbeilegung. Hier kommen Sachverständige, die öffentlich bestellt und vereidigt sind, als neutrale Experten, Mediatoren oder Schiedsgutachter zum Einsatz.
In einzelnen Bereichen sind öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige gefragte Experten für Prüfaufgaben. „Wenn es etwa um die Einhaltung des Bundesemissionsschutzgesetzes geht oder darum, ob Betriebe Altfahrzeuge umweltgerecht entsorgen, prüfen nicht staatliche Behörden, sondern private Sachverständige“, erläutert Floter. Eine öffentliche Bestellung und Vereidigung ist vielfach Voraussetzung für diese Tätigkeit.
Gutachten bei Gerichtsverfahren
„Im gerichtlichen Bereich ist es wichtig, dass öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige in Prozessen bestimmt werden, damit die Gerichte effizient arbeiten können“, so Bernhard Floter. Denn das Gericht müsse die Qualifikation dann nicht mehr selbst prüfen und das spare Zeit. „Auch nachvollziehbare und neutrale Gutachten sichern eine gewisse Geschwindigkeit der Prozesse“.
Peter Swoboda hat seine Entscheidung nie bereut, als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger zu arbeiten. Er habe schon vor rund 36 Jahren mit dem Thema Altlasten zu tun gehabt, als es noch in den Kinderschuhen steckte, und sammelte Erfahrungen bei Projekten in ganz Deutschland und im Ausland. So hat er an der ersten Richtlinie in Bayern, dem damaligen Altlasten-Leitfaden, mitgearbeitet, die Anfang der 90er Jahre zusammen mit dem damaligen Landesamt für Wasserwirtschaft (jetzt Landesamt für Umwelt) entstand. Beteiligt war er in seinem Berufsleben an der Begutachtung von großen und zum Teil spektakulären Schadensfällen, z. B. der größten Chromat-Altlast der Welt oder der Sanierung von Raffinerie-Geländen. „Ich habe viele Hundert Privatgutachten erstellt, war und bin aber kein reiner Gerichtssachverständiger. Aktuell bearbeite ich mit einem Sachverständigen-Kollegen als Gerichtssachverständiger einen größeren Schadensfall mit sogenannten PFAS-Ewigkeitschemikalien im Grundwasserabstrom eines großen Standortes.“
Swoboda betont, dass er auch persönlich sehr von der Tätigkeit als Sachverständiger profitiert, weil jeder Fall das eigene Know-how erweitere. „Ich konnte die Erfahrungen aus den Gerichtsfällen auch in der täglichen Arbeit umsetzen. So konnte ich meine Mitarbeiter – natürlich unter Wahrung der Verschwiegenheitspflicht – dafür sensibilisieren, welche Fehler im betrieblichen Alltag vorkommen, welche Folgen sie haben können und wie man sie vermeidet.“ Und nicht zuletzt gewöhne man sich eine sehr intensive und akribische Arbeitsweise an.
Was zeichnet gute Sachverständige aus?
Jungen Expertinnen und Experten kann er eine Tätigkeit als öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige auf jeden Fall empfehlen. Er gibt ihnen aus seiner reichen Erfahrung eine Reihe Tipps mit auf den Weg: Ein guter Sachverständiger sollte natürlich überdurchschnittliche Sachkunde im entsprechenden Fachgebiet mitbringen. Ebenso wichtig seien aber auch besondere persönliche Eigenschaften: Etwa ein vernetztes Denken, um die Fälle aus mehreren Blickwinkeln betrachten und beurteilen zu können. Man sollte in der Lage sein, sich in andere hineinzuversetzen und akribisch zu arbeiten. Das gelte auch für dem Umgang mit Gerichtsakten, um keine wichtigen Dinge zu übersehen und alles richtig einordnen zu können.
Die Sachverständigen sollten sicher und selbstbewusst auftreten, ohne aber überheblich zu sein. Denn sie müssen souverän genug sein, um andere Experten hinzuzuziehen, wenn sie Sachverhalte nicht verstehen oder nicht selbst klären können. Wichtig sei auch gutes Deutsch, um Dinge verständlich und einfach erklären zu können – gerade vor Gericht. Und nicht zuletzt: Man müsse gut zuhören können, vor allem bei Ortsterminen, und müsse sich auf Fakten konzentrieren, statt mit Vermutungen zu arbeiten, so Peter Swoboda.
Infos zu Sachverständigen
Informationen für Interessenten, die sich bei der IHK als Sachverständige öffentlich bestellen und vereidigen lassen möchten, können sich an Daniel Lasser wenden.
Bundesweites Sachverständigenverzeichnis der DIHK: Fast 8 000 Einträge von öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen sind aktuell in diesem Verzeichnis gelistet. Dort sind sie von Auftraggebern wie Gerichten, Behörden, Versicherungen und anderen Unternehmen sowie Privatpersonen leicht zu finden (https://svv.ihk.de).
Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Sachverständigen bietet der Kundenservice der IHK Nürnberg für Mittelfranken an.
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Daniel Lasser
Wettbewerbsrecht, Sachverständigen- und Schiedswesen, Insolvenzrecht
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