IHK-Energiewende-Barometer 2024
Hohe Energiepreise und Unsicherheit bei der Versorgung stellen für deutsche Unternehmen zunehmend ein Hindernis für Produktion und Investitionen dar. Laut dem IHK-Energiewende-Barometer 2024, das die Meinung von rund 3.300 Unternehmen erfasst, verfestigt sich vor allem der Abwanderungstrend bei den Industrieunternehmen. Aktuell erwägen rund 40 % der Industriebetriebe, ihre Produktion aufgrund der Energiesituation in Deutschland einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Bei größeren Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern betrifft dies sogar über die Hälfte.
Barometer-Wert: Das Negative überwiegt
Die zentrale Frage des Energiewende-Barometers ist: “Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?” Auf einer Skala von minus 100 für „sehr negativ“ bis plus 100 für „sehr positiv“ ergibt sich aktuell über alle Branchen hinweg ein Wert von minus 20. Das ist der zweitschlechteste Wert in der Geschichte des Energiewendebarometers. Nur im Vorjahr lag der Wert mit minus 27 noch niedriger. In den ersten zehn Jahren seit Erhebung des IHK-Energiewende-Barometers im Jahr 2012 hatte sich der Stimmungswert immer in der Bandbreite zwischen plus 1 und minus 13 bewegt.
Industrie sieht Wettbewerbsfähigkeit gefährdet
Die Zahl der Industriebetriebe, die Produktionseinschränkungen oder eine Abwanderung ins Ausland erwägen, steigt kontinuierlich – von 21 Prozent im Jahr 2022 über 32 Prozent 2023 auf jetzt 37 Prozent. Die hohen Energiepreise beeinträchtigen auch die Investitionstätigkeiten der Betriebe und damit deren Innovationsfähigkeit. So geben mehr als ein Drittel der Industriebetriebe an, wegen der hohen Energiepreise aktuell weniger in betriebliche Kernprozesse investieren zu können. Insgesamt sehen zwei Drittel der Industriebetriebe ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr
Erwartungen an die Politik
Die Unternehmen erwarten von der Politik ein deutliches Umdenken in der Energiepolitik, hin zu einer verlässlichen Perspektive mit weniger Detailsteuerung. So wird beispielsweise die Verbesserung bei Eigenversorgung und Direktlieferverträgen nicht nur für die Industrie, sondern für alle Unternehmen immer wichtiger. Beim Thema Verlässlichkeit bzw. Versorgungssicherheit sind für vier von fünf Unternehmen Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen ein zunehmendes Problem für eine stabile Energieversorgung. Immer wichtiger wird für die Betriebe auch der verlässliche Zugang zu Wasserstoff.
Energiewendebarometer 2024
Energiewende-Barometer 2023 der IHK-Organisation
Ansprechpartner
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Dr.-Ing. Robert Schmidt
Leiter des Geschäftsbereichs Innovation | Umwelt; Grundsatzfragen Innovations-, Industrie-, Technologie-, Digital-, Energie- und Umweltpolitik
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Dr. rer. nat. Ronald Künneth
Vernetzte Produktion, Automotive | eMobilität, Energiewirtschaft, Umweltberatung, Technologietransfer
Webcode: P1273